Lokales

KIBA:

Bitte nicht zu kritisch

Langsam scheint den Fraktionen im Rathaus zu dämmern, dass sie sich mit der KIBA (Kieler Ausbildungs- und Beschäftigungs-GmbH) ein Kuckucksei ins Nest gelegt haben könnten. Zumindest war auf der März-Ratsversammlung deutlich zu spüren, dass in allen Parteien das Gefühl vorherrscht, die ganze Sache sei etwas aus dem Ruder gelaufen. Mit knapp 500 Mitarbeitern ist der Betrieb, der seine Dienstleistungen hauptsächlich an die Stadt Kiel verkauft, inzwischen ein kleiner Wirtschaftsfaktor, dessen Vorstand auch schon mal an der städtischen Aufsicht vorbei wichtige Fragen der Stadtteilentwicklung selbstherrlich entscheidet, wie zum Beispiel die Einrichtung des KIBA-Ramschkaufhauses am Vinetaplatz.

Noch am verhaltensten fiel die Kritik der SPD-Fraktion aus: "Bei aller Kritik werden wir eine Politik der Zerschlagung der KIBA nicht mitmachen." Darum ging es allerdings auch nicht, zumindest nicht vordergründig. Zur Debatte stand vielmehr eine große Anfrage, die die Grünen eingebracht hatten. Die hatten versucht, mit 34 Einzelfragen etwas Licht ins Dunkel zu bringen.

Heraus kam unter anderem, dass die Stadt der KIBA noch über 500.000 Euro dafür zahlt, dass sich Sozialhilfeempfänger in deren Lager Sperrmüll abholen (müssen) und dass es bisher keinerlei Zielvorgabe und Effizienz-Kontrolle gibt. Die Antwort der scheidenden Sozialdezernentin hatte aber durchaus auch Lyrisches zu bieten. Auf die Frage, wann mit einer abschließenden Lösung für das Problem zu rechnen ist, dass einige der über mehrere Jahre bei der KIBA Beschäftigten auch dann noch nicht im 1. Arbeitsmarkt unterkommen, lautete die Antwort: "Wir leben in einer sich ständig veränderten Umwelt, in der die Veränderungsgeschwindigkeit in den letzten Jahrzehnten ständig zugenommen hat. In einer solchen Umgebung gilt: Jede Lösung ist immer nur eine Zwischenlösung."

Antworten wie diese führten denn dazu, dass mehrere Mitglieder der Grünen-Fraktion recht ungehalten reagierten. Rainer Pasternak sah "Zahlennebelwerfer" am Werk, sprach von einer "Frechheit" und forderte eine "Überprüfung der Vorgänge in der Geschäftsleitung". Ingrid Jöhnk stellte fest, dass die von der Verwaltung vorgelegten Daten ein Beleg für mangelnde Transparenz der KIBA seien. Die KIBA müsse in Konkurrenz mit anderen Anbietern gesetzt werden. Eine Forderung, der sich auch die anderen Fraktionen bereitwillig anschlossen.

Eine originelle Erklärung, weshalb es mit der Erfolgskontrolle der KIBA nicht so einfach sei, hatte OB Gansel zu bieten: "Bei Ausländern, wo sich die Schreibweise oft ändert, lässt sich die Biografie nicht mehr verfolgen." Kennt man ja von den Türken: Die wechseln öfter den Namen, als unser eins die Unterhose. Und überhaupt sei ihm "die Debatte ein bisschen zu kritisch". Na denn... (wop)

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