KERNspalte

Die radioaktive Belastung des Wassers ist gestiegen! In Krümmel des Kühlwassers - Ursache vermutlich defekte Brennelemente, deshalb muss der Meiler am 11. Mai vom Netz. In Sellafield des Grundwassers - Ursache vermutlich zwei defekte, ca. 50 Jahre alte Tanks mit mehr als 3000 to Abfall. Hohe Konzentrationen von Technetium99 deuten auf Wiederaufarbeitungsprozesse hin. BNFL hält die Mengen für unbedeutend, was die menschliche Gesundheit angeht, verspricht aber weitere Untersuchungen. Der Zustand der Tanks war aber schon 1998 als "unakzeptabel" beschrieben worden. Motto damals wie heute: "There is no immediate cause for concern".

US-Präsident Bush will das weltweit erste Endlager für hochradioaktiven Müll in den Yucca-Bergen im Bundesstaat Nevada einweihen. Der Gouverneur von Nevada, Guinn, legte zwar, wie erwartet, sein Veto gegen diesen Vorschlag ein, die Angelegenheit geht nun jedoch in den Kongress, und dort kann Guinns Veto mit einfacher Mehrheit weggestimmt werden. Die US-Atomindustrie hat sich die Lobby-Arbeit im Kongress mindestens 25 Mio. US$ kosten lassen - die Mehrheit wird also zustande kommen. Gegnern des Plans bleibt nur noch, auf die Gefahren der oft über Tausende von Meilen führenden Anliefertransporte auf dem Land- und Schiffsweg hinzuweisen.

Derweil soll das Loch in dem lädierten Reaktor von Davis-Besse (Ohio) - mindestens 35 kg Metall wurden durch Korrosion des Druckbehälterdeckels aufgefressen (LinX 6/02) - durch ein drübergeschweißtes Stahlpflaster geflickt werden, so der Vorschlag der Betreiber. Die Nucleare Regulierungsbehörde ist noch "skeptisch". Immerhin ist die Ursache in keiner Weise aufgeklärt, und eine Genehmigung einer solchen Reparatur wäre ein Präzedenzfall für weitere vielleicht ebenfalls beschädigte Reaktoren unter den 70 verdächtigen. Bei denen ist es Mode geworden, das Adjektiv "Nuclear" aus ihrem Namen zu streichen. Viele sind nur noch "Kraftwerke".

Zwischenfälle "geringer Bedeutung" gab es in Grafenrheinfeld (defektes Bauteil), Philippsburg (undichte Lüftungsklappen), Biblis (Leck im nuklearen Zwischenkühler), Temelin (Tschechien, "Undichtigkeit") und Fugen (Japan, Dampfleck im Primärkreislauf). Die Reaktoren wurden, falls noch nicht geschehen, heruntergefahren.

Am 17. April begannen die Prozesse gegen vier Robin-Wood-Mitglieder wegen der 16-stündigen Blockade des Atommülltransports im März 2001. 50 Menschen demonstrierten mit Betonmischern vor dem Gericht, ein Baumstamm blockierte vorübergehend die Bahnstrecke bei Süschendorf. Es soll auch um die Frage gehen, inwieweit die Blockierer an den behaupteten Kosten der Räumung von 19.300 Euro beteiligt werden. Einige Bundesländer hatten damals gefordert, Robin Wood und Greenpeace die Gemeinnützigkeit abzuerkennen. Die hat auch das Deutsche Atomforum, das vom 14. bis 16. Mai in der Liederhalle Stuttgart seine "Jahrestagung Kerntechnik" veranstaltet. Unter dem Motto: "Das Atomforum ist nicht gemeinnützig" ruft das Aktionsbündnis Castor-Widerstand Neckarwestheim zu Gegenaktionen auf. Schon am 11. Mai soll in Stuttgart demonstriert werden, und parallel zu der Tagung soll auch noch ein Atomtransport von Neckarwestheim starten. Volles Programm, sozusagen, und daher wird anreisenden Chaoten der Schlafsack im Handköfferchen empfohlen. (BG)

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