KERNspalte

Im Prozess gegen die 4 Robin-Wood-Mitglieder in Lüneburg (Prozesserklärung von Alexander Gerschner) hat der 30-jährige Lokführer des Castor-Zuges ausgesagt, der bei Süschendorf stoppen musste. Er habe keine Nötigung und keine Blockierer erkannt - es war alles voller BGS-Beamte -, erstattete auch keine Anzeige und wurde von einem BGS-Beamten zum Anhalten aufgefordert. Sein Fahrbefehl lautete "Fahren auf Sicht" bei einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h, wegen "Personen im Gleis", wie handschriftlich hinzugefügt war. Verteidiger Lemke hatte die Lacher auf seiner Seite, als er deshalb den 16-stündigen Halt des Zuges als "fahrplanmäßige Verzögerung" interpretierte.

Temelin wurde nach 2 Monaten Pause am 24. April wieder vorsichtig angefahren, aber schon am 29.4. gab es eine neue Panne - eine Turbine leckte. Dessenungeachtet interessiert sich Tschechien für eine Beteiligung am Bau neuer Atomreaktoren in Bulgarien. In Planung ist ein Block am Donauhafen von Belene, an dem sich auch kanadische Firmen beteiligen wollen. Bei der Revision in Biblis A wurde ebenfalls ein Leck entdeckt, radioaktive Abwässer tropften heraus. Zwei neue Vorkommnisse der Stufe "normal" meldete Philippsburg.

Eine weitere Panne gab es in Europas größtem Atomkraftwerk im ukrainischen Saporischia. Den Ausfall des Sicherheitssystems wegen beschädigten Hauptstromkabels meldete die staatliche Energoatom ausgerechnet am 16. Jahrestag der Katastrophe von Tschernobyl. Der betroffene Reaktor wurde heruntergefahren, damit sind nun 3 von 6 Reaktorblöcken in Reparatur. Kaum einen Tag später berichtete der "Spiegel", dass auf einer ungesicherten Hausmülldeponie nahe der mittelschwedischen Ortschaft Ranstad plutoniumhaltige Abfälle aus dem Abriß der Hanauer Plutoniumfabrik gefunden worden seien, ganz in der Nähe der Uran-Aufarbeitungsanlage Ranstad Mineral, wo tatsächlich das Hanauer Uran zurückgewonnen werden soll.

Greenpeace nutzte den 2. Mai, an dem andere arbeiten müssen, um in Brunsbüttel und Gundremmingen für eine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für Strom zu demonstrieren. Diese Forderung hatten sie auch nicht, wie wir, auf ein Stück Papier im Format DIN A4 geschrieben, sondern auf zwei 100 m lange Transparente. Das Thema beschäftigt zur Zeit den EU-Ministerrat. Nach den Vorstellungen von Greenpeace sollten Herkunft und Erzeugungsart auf der Stromrechnung draufstehen. Dann würde sich der Verbraucher frei entscheiden können, ob er "das gefährliche Spiel mitspielt". Das kann er allerdings jetzt auch schon. Wenn es ihm ganz besonders stinkt, kann er außerdem auch was Handfestes gegen die Atomstromer unternehmen. Und wenn er nicht weiss, wie es geht, kann er sich bei Google, Yahoo oder Altavista die besten Sabotageanleitungen aus dem Internet raussuchen lassen, ein Umstand, der die Deutsche Bahn auf den Plan ruft. Deren Justitiar Schreyer will nämlich nun gerichtlich gegen die Suchmaschinen vorgehen, die evtl. Links zu "illegalen Sabotage-Anleitungen" legen. Mit Erfolg konnte Schreyer bereits den holländischen Internet-Provider XS4ALL zwingen, die Homepage der "radikal" zu canceln. Dort war u.a. auch eine Bauanleitung für die bekannte Hakenkralle veröffentlicht worden. Die Suchmaschinenbetreiber haben bisher auf die Abmahnungen der Bahn schlicht nicht reagiert. Gut so! (BG)

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