Sport & Politik

Die Schattenseiten der Fußballweltmeisterschaft

Geteilte Freude

Während die halbe Welt im Fußballfieber ist, berichten südkoreanische Aktivisten von PICIS (People`s Information Center for International Solidarity) von der vollständigen Kommerzialisierung einhergehend mit Repression: "Firmen wie Kodak, Philipps und Nike haben monopolartige Rechte an der Werbung in den U-Bahnen erworben. In einer U-Bahnstation im Geschäftsviertel ist nicht ein einziger Fleck ohne Werbung geblieben. Alles Nike. Gleichzeitig zieht die Regierung alle Register: Alle Demonstrationen sind verboten, Migranten werden mit Ausweisung bedroht, Arbeiter gezwungen, für die Zeit der Weltmeisterschaft einen "Waffenstillstand" zu erklären und alle Anzeichen von Armut von den Straßen Seouls entfernt.

Diejenigen Aktivisten, die nicht vollkommen im Anschauen von Fußballspielen am Bildschirm aufgehen und in der Lage sind, eine Distanz zum patriotischen Fieber zu halten, das mit den "Roten Teufeln" (südkoreanische Nationalmannschaft) angefacht wird, haben verschiedene Kampagnen und Aktionen gestartet, um auf das Unglück hinzuweisen, das die Weltmeisterschaft für viele Menschen bedeutet."

Vor allem Kinderarbeit in der Herstellung von Sportartikeln wurde an den Pranger gestellt. Arbeiter und Menschenrechtsaktivisten aus Sri Lanka, Indonesien, Hongkong, Japan und Indien waren nach Seoul gekommen, um gemeinsam auf die Missstände hinzuweisen. "Die Fußbälle, die während der Weltmeisterschaft benutzt werden, wurden von Kindern und Frauen hergestellt, denen die Arbeiterrechte vorenthalten werden, wie sie in internationalen Abkommen wie denen der ILO niedergeschrieben wurden", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung verschiedener Organisationen. Auch der Dachverband der demokratischen Gewerkschaften Südkoreas, KCTU, hatte sich mit entsprechenden Erklärungen öffentlich zu Wort gemeldet und gleichzeitig darauf hingewiesen, dass immer noch Gewerkschafter wegen der Organisierung von Streiks und Demonstrationen im Gefängnis sitzen. Unter ihnen befindet sich auch der KCTU-Vorsitzende Dan Byong-ho. Am 27. Juni soll es einen Protesttag geben, mit dem auf das Schicksal der Gefangenen aufmerksam gemacht werden soll. Die deutsche IG Metall demonstriert derweil lieber vor der südkoreanischen Botschaft in Berlin, um den (Werften-)Standort Deutschland zu verteidigen. (wop)

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