Glosse

"Unsere Nazional-Mannschaft"

Am Tag des WM-Spiels BRD : USA sah der frühmorgens in die Pedale tretende Verfasser dieser Zeilen die Bild "Heute schickt Rudi unsere Freunde nach Hause: AMI, GO HOME" titeln. In seinem täglichen Wirkungskreis hatte er als einzigster einen Euro auf Sieg (2:1) für die US-Mannschaft gesetzt. Nicht nur das bis dato gute Aufspielen der US-Amerikaner lies ihn einen Sieg gegen die deutschen "Stellungsspieler" erwarten und erhoffen. Auch Historisches spielte da rein: "Omaha-Beach"! Bei der Landung in der Normandie kämpften die amerikanischen Soldaten mit hohem persönlichen Einsatz gegen die deutschen "Stellungskrieger". Damals siegten die "Amis" zum Glück gegen die "Krauts". Klar, die Soldaten der Roten Armee und die Partisanen – insbesondere auf dem Balkan – hatten bis dahin schon erfolgreich wesentlich mehr geleistet und gelitten. Aber die GI’s bei der Landung in der Normandie unbestritten ebenfalls. Nach der bedinungslosen Kapitulation Nazi-Deutschlands schlug und schlägt die USA die Schlachten weniger mit eigenen Leuten, sondern in der Regel mit viel Material und örtlichen 5. Kolonnen als Stoß- und Hilfstruppen.

Wenige Stunden vor Spielbeginn riskierte der Schreibende zu viel und musste verletzt die Kieler "Lower Eastside" Richtung "Upper Eastside" verlassen. Nach ärztlicher Behandlung traf dieser auf dem Heimweg in der Einkaufsstrasse der "Upper Westside" einen Genossen aus alten "ML-Zeiten". "Was hast du denn gemacht?" fragte der, auf einem der früher zahlreichen roten Pfade Marschierende, angesichts der lädierten Nase. "2:1 für die USA getippt!" lautete die sarkastische Antwort. "Da hast du dir die blutige Nase zurecht geholt", meinte frotzelnd der Belogene, "fehlt auch noch, dass "die" (Amis, d. Verf.) da auch noch gewinnen." Nach der Aufklärung, das die Fraktur die Folge eines zu agilen Produktionseinsatzes war, ging der nun aufgeklärte "Antiimp ...", Pardon, "Antiamerikanist" in Nike-Schuhen, Jeanshose, T-Shirt, Jeansjacke ohne Baseballmütze gewandet zum Wagen – ein amerikanisches Fabrikat aus deutschen Landen.

Der Lädierte ging nun innerlich schmunzelnd nach Hause. Sah eine gut aufspielende, risikobereite, gut kombinierende und einsatzfreudige US-Mannschaft gegen eine stehende BRD-Mannschaft spielen, die nur mit Oliver Kahn und Glück 1:0 gewann. "Die US-Amerikaner haben schön gespielt, aber die WM ist kein Schönheitswettbewerb, es zählen nur die Tore und Punkte", ko-kommentiert Jürgen Klinsmann im Free-TV. "Halbfinale: Kieler jubeln über Stolper-Sieg" titelte das größte bürgerliche Kieler Konkurrenzblatt der LinX. "Wir (?) haben gewonnen", mehr bleibt oft nicht hängen oder kommt raus aus dem Fan-Maul. Nach dem – zugegeben besser erspielten – wiederum knappen 1:0 gegen die nicht so routiniert aber gut spielenden Süd-Koreaner: "Finaaale-Oh-Oh-Oh". Auch die deutschen Fans sind, wie die türkischen im Lande, zu schlapp sich zu Fuß zu freuen: Autokorso-Fragmente mit Hupkonzert vor der Kieler-Woche-Kulisse. Die "internationalistisch" prostituierende und dealende "Küste" hatte schwarz-rot-gold geflaggt. Zwei Kanzlerkandidaten kündigen den Flug zum Finale nach Japan an. Alle sich öffentlich äußernden Politiker tippen auf Sieg für Deutschland. Der Autor auf Sieg (2:0) für Brasilien.

Am Tag des Spiels um den 3. Platz – das Süd-Korea und die Türkei sehenswert gut und fair bestreiten – liefern sich Nord- und Südkoreanische Streitkräfte frühmorgens ein Seegefecht im Seegefecht Gelben Meer. Nach dem Spiel erinnert sich der TV-Kommentar an die Beteiligung türkischer Verbände auf Seiten der amerikanischen und südkoreanischen Verbände im "Korea-Krieg" 1953. Süd-Korea ist mittlerweile gut gerüstet – Unterwasser mit den neuesten Produkten aus Kiel. So nah liegt regionales und internationales in Politik und Sport beieinander! In Süd-Korea scharrt die herrschende Politik die Massen mit den Erfolgen der "Roten Teufel" um sich – auch gegen "Die Roten" in Nord-Korea. Die Menschen in vielen Ländern erfreuen sich – teilweise noch enthusiastischer – "klassenübergreifend" am Fußball und über die Siege ihrer Nationalmannschaft. In Deutschland laufen und stehen die Fans mittlerweile im schwarz-rot-goldenen Fahnenmeer. Offensichtlich viele Menschen, die in vielerlei Hinsicht arm dran sind. Die Begeisterung kommt gern "bierernst" und "deutschtümmelnd" daher. Die Kommentare aus Studios und auf der Straße unsportlich oft nur siegorientiert. In Deutschland "riecht" die Begeisterung für "Unsere National-Mannschaft" nach "Unsere Nazional-Mannschaft". Oder täuscht sich der Autor – gar gewaltig? Ist der – nach wie vor zumindest glimmende Anhänger der "Kommunistischen Erziehungsdiktatur" – ewiggestrig in der "Anti-Hitler-Koaliton" verfangen und sieht überall den Landser durchgrienen? Schön wär’s! Sonntagsvormittags zogen vornehmlich jüngere Menschen – schwarz-rot-gold beflaggt und bemalt – durch Kiel zu den Plätzen vor den Leinwänden. "Fight Back" trug ein Flaggetragender auf seinem T-Shirt. Es gibt nach wie vor genug Gründe gegen dies "DEUTSCHLAND" zu sein. Da ist doch der Sieg der, insgesamt über alle Spiele(r) besseren, brasilianischen Mannschaft begrüßenswert. Nicht nur wegen der vorherigen Stolpersiege der deutschen Mannschaft. Mit "Rinaldo-Häschenzähnen" spaßig durch die Massen der Kieler-Woche zu flanieren traute sich der Zeilenschinder nicht: Gerade von einer leichten Gehirnerschütterung genesen, schien es doch zu gewagt frech die verheilte Nase zu zeigen.

W. Jard

Das war nicht nur eine Glosse, Genosse! Ähnlichkeiten mit realen Personen und Begebenheiten sind nicht nur beabsichtigt! Alles Andere unterliegt der ärztlichen Schweigepflicht. Ein Hinweis am Verstoß hiergegen interessierter (Aufklärungs-) Dienste und Personen: YOU ARE NOTICED!

Noch ein Hinweis: Kirch und alle Anderen, die uns das Pay-TV eingebrockt und damit Free-TV Nutzer von vielen Spielen ausgeschlossen haben, gehören... .

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