Lokales

Flughafen Holtenau:

Entscheidung vertagt

Hart kann das Leben eines Monarchen sein, wenn ihm ein Parlament dazwischen funkt. Einen sofortigen Beginn des Planfeststellungsverfahren für den Ausbau des Flughafens Holtenau hatte OB Gansel am 2. Juli von der Ratsversammlung gefordert. (Ganz im Sinne der IHK natürlich.) Doch die mochte ihm ausnahmsweise mal nicht folgen. Einstimmig wurde die Entscheidung auf den 22. August verschoben. Zeit zum Atemholen also für die Ausbaugegner. Ebenso wenig Chancen wie der Antrag des OBs hatte übrigens auch eine Vorlage der Grünen, die die sofortige und vollständige Einstellung des Ausbauprojekts vorsah. Es bleibt also weiter spannend.

Derweil gab OB Gansel sein besonderes Demokratieverständnis zum Besten: Es "lohnt sich nicht, sich mit dem Antrag der Grünen auseinanderzusetzen, weil, die Grünen wären auch gegen den Ausbau, wenn das Land die Kosten zu 100 Prozent tragen würde", so der Verwaltungschefs. Am Ende zeigten sich jedoch selbst die Flughafenfans unter den Ratsherren und -frauen von den nach Ansicht der Grünen auf das Doppelte (nach Gansels Ansicht "nur leicht" um ein paar Millionen) gestiegenen Kosten für die Stadt Kiel, nämlich 17,8 Mio. Euro Investitionsanteil, beeindruckt. Der Flughafen befindet sich zu 45 % in der Hand der Stadt, 55 % der Anteile gehören dem Land.

Bis zu der lauen Nichtentscheidung, sich zu vertagen, hatte Gansel allerdings mit Kraftsprüchen nicht gegeizt, um der Ratsversammlung nochmal - erfolglos - Feuer unterm Hintern zu machen. Das Land halte seine Förderzusage nicht ewig aufrecht, und es ginge ja im Kern zunächst nicht um die 17,8 Mio. Euro, sondern nur um eine lächerliche Million, die nämlich koste die Planfeststellung, von der "unsere wirtschaftliche Existenz abhängt". Der Rat mochte derlei Rechentricks dennoch nicht folgen und beschloss, den Landesrechnungshof zu fragen. Der ließ inzwischen wissen, dass man sich nicht einmischen wolle. Unterdessen meint SPD-Ratsherr: Man immer sutje! Wenn gegen den Ausbau durch alle Instanzen bis zum Bundesverwaltungsgericht geklagt werde, könne es rund fünf Jahre dauern. Zur Ratssitzung waren auch über hundert Mitglieder und Unterstützer der Initiativen gegen den Starbahnausbau gekommen. Am Rande der Sitzung wurden Gansel 17375 Protestunterschriften überreicht. (BG, wop)

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