Kernspalte

Die domain castor.de bleibt in Anti-AKW-Hand, soviel ist seit Mai schon klar. Der Behälterhersteller GNB hat den Prozess in Essen mit Pauken und Trompeten verloren, weil das Gericht nicht einsah, dass die "überragende Berühmtheit" der Marke Castor durch die Betreiber der Webseite geschädigt sei. Am Image kratzte der Hersteller in der Zwischenzeit selber. Nachdem Rechenfehler im Simulationsprogramm für Unfälle und Reparaturen aufgeflogen sind, hat GNB kürzlich eine neue, angeblich wasserdichte Neuberechnung der Spannungen in der Fügedeckelschweissnaht vorgelegt, um das Reparaturkonzept zu retten. An den fehlenden Stoßdämpfern und Falltests war - "Plusminus" sei dank - dagegen nicht mehr zu rütteln, und deshalb hat das Bundesamt für Strahlenschutz angeordnet, dass der Boden der Zwischenlagerhalle in Gorleben mit sog. "Holzstossdämpfern" ausgelegt wird. Außerhalb dieses gedämpften Bereiches dürfen die Castoren von Kränen nicht mehr als 25 cm vom Boden angehoben werden. In den USA ist der Werkstoff der GNB-Castoren für Transportbehälter nicht zugelassen, höchstens für Lagerbehälter. Das BfS hatte bisher die Einschätzung, dies habe protektionistische Gründe.

Für ihre Sicherheit ist den Amis ja bekanntlich nichts zu teuer. Nordkorea z.B., das in schöner Regelmäßigkeit von Bush und Powell als "Schurkenstaat" beschimpft und mit Krieg bedroht wird, dieses Nordkorea erhält zwei neue Leichtwasserreaktoren, die von einem internationalen Konsortium unter Federführung der USA, Südkoreas und Japans finanziert werden. Baubeginn war am 7. August nahe Kumho an der Ostküste, begleitet von den Mahnungen des US-Gesandten Jack Pritchard, nun endlich die Inspektoren der IAEO ins Land zu lassen. Was die Amis dürfen, dürfen die Russen aber noch lange nicht - meinen die Amis. Nämlich mit dem Iran nuklear kooperieren. Nachdem ein entsprechender Zehnjahresvertrag zwischen Moskau und Teheran bekannt geworden war, forderte US-Energieminister Abraham die Russen barsch auf, die Zusammenarbeit u.a. bei der Fertigstellung des südiranischen Atomkraftwerks Buschehr "dringend zu beenden".

Knapp entgangen ist mal wieder die Ukraine einem schweren Atomunfall. Der Generator eines der 6 Reaktoren von Saporischia setzte am 4. August morgens plötzlich aus. Die Belegschaft "stabilisierte" den Reaktor "innerhalb von 2 Stunden", meldete Interfax. Mit anderen Worten, der Reaktor war 2 Stunden instabil.

Aber auch Stabilität kann trügerisch sein. 31. Juli, Philippsburg, 32 Grad, Sonne - die Berstscheibe hält! Das sollte sie aber nicht. Als unbeabsichtigt die Ringraumabsaugung eingeschaltet wurde, die im Havariefall von sicherheitstechnischer Bedeutung ist, hätte sie bersten müssen. Es stellte sich heraus, dass die Scheibe schon seit Jahren verkehrt herum eingebaut war, und zwar auch in Neckarwestheim. Dort ereigneten sich auch zwei Unfälle mit dem Kran im Abklingbecken. Da die Betriebsmannschaften gegen eindeutige Vorschriften verstoßen hatten, sah sich EnBW gezwungen, die Vorkommnisse nachträglich hochzustufen. Bis Redaktionsschluss hielt sich Trittin mit Äußerungen über die Zuverlässigkeit des Betreibers zurück, wie es sie im Falle Brunsbüttel schon vor Monaten gegeben hatte. Energie-Staatssekretär Voigt verkündete in Kiel als Zwischenergebnis der Untersuchungen des Dezember-Vorfalls in Brunsbüttel, dass es offenbar unbemerkt vor 10 Jahren schon eine ähnliche Explosion dort gegeben haben muss. Da die möglichen Ursachen weiterhin nicht geklärt seien, bleibe das AKW abgeschaltet. (BG)

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