Kernspalte

Es gibt immer noch Uneinsichtige, die den Atomstaat auf dem Klageweg in die Knie zwingen wollen. Warum dazu ausgerechnet Greenpeace gehören muss, die bisher eher durch Happenings als durch Gerichtsprozesse auf sich aufmerksam machten, bleibt erklärungsbedürftig. Greenpeace jedenfalls hat Widerspruch gegen das Zwölfer-Pack beim BfS (Bundesamt für Strahlensicherheit) eingelegt, das Anfang November dem Zwischenlager Gorleben ins Haus steht. Begründung: Da das BfS nun - neben den geplanten zwölf Standortzwischenlagern - auch Gorleben und Ahaus auf die Gefährdung durch Flugzeugabstürze überprüfen lasse, habe es wohl selbst Zweifel an der Sicherheit dieser Aufbewahrungsstätten.

Zur gleichen Zeit allerdings versuchten Greenpeace-Schiffe in der irischen See ganz ohne Gerichtsstreit, eine Ladung reklamierter Brennelemente aus Japan an ihrer Heimführung nach Sellafield zu hindern. Die Umweltschützer trieb die Sorge um, das Plutonium-Mischoxid könne Terroristen in die Hände fallen. Letztlich konnten aber beide Plutoniumfrachter den englischen Hafen Barrow-in-Furness erreichen.

Die US-Administration beschäftigt ja seit einer Weile das gleiche Problem, nämlich dass atombombenfähiges Material "Terroristen", zu denen sie sich nicht rechnet, in die Hände fallen könnte. Dafür hat sie ein "Programm zur nuklearen Sicherheit" ins Leben gerufen, dessen Ziel die Bergung von hochangereichertem Uran aus 24 AKWs sowjetischer Bauart in 16 Ländern sein soll und dessen erste Aktion der Abtransport von 50 kg waffenfähigem Uran aus Jugoslawien in eine russische WAA Ende August war. Dass dieser Abtransport per Flugzeug erfolgte, tat der nuklearen Sicherheit offenbar keinen Abbruch. Eine US-Studie belegte zur gleichen Zeit, dass in den USA selbst hunderte radioaktive Strahlungsquellen spurlos verschwunden sind. Eine Zeitung in Sao Paulo will herausgefunden haben, dass Brasilien seit 1979 mehrere Tonnen angereichertes Uran an den Irak geliefert hat, so dass die Vorsichtsmassnahmen sowieso zu spät kämen.

Bei der UN-Vollversammlung am 15. September unternahmen 18 Länder, darunter Australien, Frankreich, Großbritannien, Japan, Holland und Rußland, einen erneuten Versuch, wenigstens ein weltweites Verbot von Atomwaffentests durchzusetzen. Deutschland gehörte der Initiative nicht an. Die USA, Pakistan und Indien blockieren bisher die Ratifizierung.

In Japan haben zwei weitere AKW-Betreiberfirmen zugegeben, kleinere Leckagen der Atomaufsichtsbehörde verschwiegen zu haben. Es habe jedoch zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerung bestanden. Bei Inspektionen der Behörden in 12 Reaktoren wurden im Reaktor 3 in Hamaoka Risse im Kühlsystem entdeckt, was zu einer Schnellabschaltung führte. Erst im Mai und Juni waren in den anderen Reaktoren des Werks ebenfalls Risse entdeckt worden.

Im Wissenschaftler-Streit um angebliche Kernbrennstoffkügelchen in Hanau hat Frau Dr. Diekmann vom IPPNW den Bericht des hessischen Umweltministeriums scharf kritisiert. Darin aufgestellte Behauptungen, es gebe keine auffällig abweichenden Messwerte, würden durch die im Bericht selbst zitierten Messergebnisse widerlegt. Diese würden stellenweise einen gegenüber der natürlichen Belastung verdoppelten U235-Gehalt ausweisen, was die Existenz nicht-natürlichen Urans belege. Ob vergleichbare Aussagen auch für zeitgleiche Untersuchungen in der Umgebung von Krümmel (Geesthacht) gemacht werden können, war der Pressemitteilung nicht zu entnehmen. (BG)

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