Gewerkschaftsticker

In den Bundesländern Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Bayern und dem Saarland haben die Tarifverhandlungen für die Metallbeschäftigten begonnen. Die Gewerkschaft geht mit einer Lohnforderung von 6,5% im Volumen in die erste Runde. Die Gespräche in Nordrhein-Westfalen hatten den landesweiten Auftakt für die Tarifrunde 1999 in der Metall- und Elektroindustrie gebildet. Unmittelbar vor Beginn der Gespräche hat die IG Metall in einigen Bereichen mit Warnstreiks gedroht. In Nordrhein-Westfalen hatten die Arbeitgeber am ersten Verhandlungstag noch kein konkretes Angebot vorgelegt. Statt dessen schlugen sie eine nicht näher bezifferte Lohnerhöhung für alle Arbeitnehmer vor, die durch eine Einmalzahlung je nach betrieblicher Lage des Unternehmens ergänzt werden solle. Die 6,5%-Forderung der IG Metall wurde als unrealistisch zurückgewiesen.

Nach den ersten Metalltarifverhandlungen in Westdeutschland haben auch die Verhandlungen in Berlin und Brandenburg begonnen. Wie landesweit fordern die IG Metall und die DAG für die 100.000 Beschäftigten eine Lohnanhebung von 6,5%. Die Arbeitgeber haben die Forderung im Vorfeld als zu hoch zurückgewiesen. Der Tarifabschluß im Westen soll mit einer einmonatigen Verzögerung auf die östlichen Bezirke übertragen werden. Im Gegenzug wurde die Wochenarbeitszeit bis Ende 2000 im Osten auf 38 Stunden festgeschrieben. Das sind drei Stunden länger als im Westen.

Mit scharfer Kritik hat das Mitglied des Sachverständigenrates, Horst Siebert, auf die Tarifforderungen der IG Metall reagiert. "Es gibt nichts zu verteilen. Das ist die harte und bittere Botschaft an die Arbeitnehmer", warnte der Kieler Ökonom.

Die DAG hat Forderungen von Bundesbank und Sachverständigenrat nach Lohnzurückhaltung als gesetzwidrige Einmischung in die Tarifpolitik aufs Schärfste zurückgewiesen. "Die Kritik von Bundesbank und Sachverständigenrat an zu hohen Lohnforderungen ist zudem ökonomisch falsch und verteilungspolitisch verfehlt, da die Tarifforderungen sehr differenziert den Zuwachs der Branchenproduktivität berücksichtigen", sagte die stellvertretende DAG-Vorsitzende Ursula Konitzer.

Die Gewerkschaften IG BAU, HBV und DAG wollen in den bevorstehenden Tarifrunden einen Ausgleich für die Abstriche bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld erstreiten, die zur Erhaltung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall vereinbart worden waren. Die rosa-grüne Bundesregierung hatte angekündigt, sie werde die 100%ige Lohnfortzahlung im Krankheitsfall für alle Arbeitnehmer gesetzlich festschreiben. Klaus Wiesehügel, Chef der IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), sagte, er erwarte von den Arbeitgebern, daß "unser Zugeständnis von 1997 beim Urlaubsgeld kompensiert wird". Es könne nicht sein, "daß wir erst gesetzliche Verschlechterungen hinnehmen müssen, dann aber von Vorteilen nicht profitieren, wenn die Entgeltzahlung wieder in voller Höhe eingeführt wird". Margret Mönig-Raane, Vorsitzende der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV), kündigte ebenfalls an: "Auf die veränderte Rechtslage werden wir in den nächsten Tarifrunden reagieren."

Der DGB schließt sich für die BeamtInnen der Tarifforderung für den öffentlichen Dienst an. In einem Brief an Bundesinnenminister Otto Schily forderte DGB-Vorstandsmitglied Regina Görner, die Beamtenbezüge nebst anderer Einkommensbestandteile um 5,5% ab 1.1.99 sowie das Weihnachtsgeld wieder auf 100% zu erhöhen. Bei der Erhöhung sollen, schreibt Görner, "die unteren und mittleren Besoldungsgruppen besonders berücksichtigt" werden. Der DGB fordert von den öffentlichen Arbeitgebern außerdem die Übernahme aller ausgebildeten AnwärterInnen und ReferendarInnen sowie die Bereitstellung zusätzlicher Ausbildungsplätze. Görner: "Gerade jungen Menschen muß eine berufliche Perspektive eröffnet werden."

(hg)