KERNspalte

Mehr als 1.000 Tonnen abgebrannter Brennelemente aus deutschen AKWs lagern derzeit nach Angaben von Greenpeace noch unverarbeitet in den britischen und französischen Wiederaufbereitungsanlagen Sellafield und La Hague. Die Umweltschützer verlangen von der neuen Bundesregierung einen sofortigen Stopp der Wideraufarbeitung. Deutschland müsse sich verpflichten, den Atommüll zurückzunehmen und für eine Übergangszeit Lagergebühren zu bezahlen, wie sie auch in hiesigen Zwischenlagern anfallen würden. Laut dem Hamburger GP-Büro hat Belgien seine Wiederaufarbeitungsverträge mit La Hague für den Zeitraum nach 2000 bereits gekündigt. Daß durch den Verzicht auf die Wiederaufarbeitung unterm Strich "gewaltige Summen für die deutsche Volkswirtschaft gespart" werden könnten, habe Bayernwerke-Chef Otto Majewski schon 1994 bestätigt.

Die französische Regierung hat unterdessen die endgültige Stillegung des "schnellen Brüters" Superphenix in Malville beschlossen, gegen dessen Bau es in den 70ern heftige Proteste gegeben hatte. Bei einer großen internationalen Demonstration wurde 1977 ein Atomkraftgegner von einer Blendgranate der Polizei getötet.

Im Gemeinschaftskernkraftwerk Neckar (GKN) werden Überlegungen angestellt, künftig abgebrannte Brennelemente in einem eigenen Zwischenlager zu lagern, berichten Atomkraftgegner aus der Nachbarschaft des Meilers. Man ziehe beim GKN damit Konsequenzen aus dem Koalitionsvertrag, der vorsieht, daß die Betreiber abgebrannte Brennelemente auf eigenem Gelände zwischenlagern. Erst vor kurzem habe GKN-Geschäftsführer Hans Wiedemann gemeint, daß, wenn die Transporte abgebrannter Brennelemente verboten blieben, das GKN ein eigenes Zwischenlager bauen müsse, wolle es nicht den Betrieb einstellen.

Wieder in Betrieb ging zum Jahresende das AKW Krümmel, das seit Juni zunächst wegen Revision, später wegen des erneuten Auftretens von Rissen und zweier gelockerter Muttern an Steuerstäben stillgestanden hatte. Die Muttern wurden schließlich entfernt. Das schleswig-holsteinische Energieministerium hatte sich zunächst gegen diese Lösung gesperrt und Gutachten eingeholt, die dann allerdings bescheinigten, daß man auch in anderen AKWs ohne diese Sicherung auskommt und daher kein Grund für die Verweigerung einer Genehmigung für das Wiederanfahren vorliegt.

Das AKW-Krümmel ist einer von vieren von den Hamburger Electricitätswerken (HEW) betriebenen Meilern, die HEW gehört wiederum dem Bundesland Hamburg. Dessen Grüner Umweltsenator Alexander Porschke meinte vor kurzem, daß man bis 2003 die AKWs Brunsbüttel oder Stade stillegen könnte. Wieso ihm in diesem Zusammenhang wohl nicht der Leukämie-Reaktor Krümmel in den Sinn kam? Weil die anderen beiden schon abgeschrieben sind? Voraussetzung ist für ihn sowieso, daß der Bestand der HEW nicht gefährdet wird.

(wop)