Gegen den Krieg
Die NATO führt unter Mißachtung der UNO-Charta und des Völkerrechts gegen das jugoslawische Volk einen verbrecherischen Luftkrieg. Sie will diesen noch durch den Einsatz von Bodentruppen ausweiten.
Um dieses Verbrechen zu rechtfertigen, was absolut unmöglich ist, zieht man alle Register der Demagogie und stellt Werte politischer wie auch moralischer Art auf den Kopf. Denn folgt man den Ausführungen des Bundesaußenministers Fischer vom 15.4. vor dem Parlament, dann befände sich nach seinem Verständnis die NATO, im Falle Jugoslawien, in der Tradition der Internationalen Brigaden von 1936/39.
Wir, ehemalige Kämpfer der Internationalen Brigaden, lehnen es ganz entschieden ab, auch nur andeutungsweise mit dem gegenwärtigen Krieg in Verbindung gebracht zu werden. Dieses verletzt uns zutiefst in unserer Ehre und ist eine Diskriminierung unserer, für die Freiheit Spaniens gefallenen Kameraden.
Wir standen damals auf der Seite des fortschrittlichen Spaniens, das sich gegen den internationalen Faschismus verteidigte. Jene Staaten, die damals direkt bzw. indirekt an der Abwürgung der Spanischen Republik beteiligt waren, führen heute die Aggression gegen Jugoslawien durch. Das ist ihre Tradition.
Als ehemalige Soldaten, Offiziere und Ärzte der Spanischen Volksarmee kennen wir aus eigenem Erleben, welch unsagbares Leid Krieg den Menschen bringt. Die gegenwärtige NATO-Aggression wird keines der auf dem Balkan anstehenden Probleme lösen. Das ganze Getöse über Wahrung der Menschenrechte ist pure Heuchelei, um eine Schandtat zu rechtfertigen.
Wer als Aggressor Bomben wirft, hat jedes Recht darauf verloren, das Wort Humanität zu gebrauchen.
Genauso eindeutig und scharf wie den NATO-Angriff verurteilen wir das Vorgehen der jugoslawischen Armee und der im Kosovo agierenden para-militärischen Verbände beider Seiten gegen die Zivilbevölkerung.
Es gibt nur einen Ausweg: Einstellung der Kriegshandlungen aller Beteiligten, Schluß mit der Bankrotterklärung für die Diplomatie.
Wir rufen die Bürger dieses Landes auf: Stellt euch gegen den Krieg der NATO!
Unterschriften der Interbrigadisten: Dr. Rolf Becker, Dr. Rosa Courtelle, Dr. Herbert Crüger, Kurt Goldstein, Helmut Huber, Dr. Martin Jäger, Max Kahane, Prof. Alfred Katzenstein, Karl Kleinjung, Kurt Lohberger, Karl Loesch, Prof. Dr. Dr. Fred Müller, Heinz Priess, Gustav Schöning
Dieser Erklärung schließt sich die "AG Freunde und Angehörige der Kämpfer für die spanische Republik beim Bund der Antifaschisten" an: Dr. Judith Becker, Eva Fischer, Dr. Wilhelm Girod, Dr. Kate P. Leiterer, Inge und Harald Wittstock, Ingrid und Gerhard Schiborowski, Marianne Schöning, Dr. Sonja Tichy