Schleswig-Holstein

Konjunktur schwächt sich ab

Schleswig-Holsteins Wirtschaft schaut besorgt in die Zukunft. Das ergab die Vierteljahresumfrage der Industrie- und Handelskammern (IHK) bei über 1.000 Unternehmen. Nur 13% der Befragten bezeichnen ihre momentane Geschäftslage als gut, 57% als befriedigend, 30% als schlecht. Im letzten Quartal '98 waren es entsprechend 18, 57 und 25%. Verantwortlich macht man bei den IHKs v.a. den Rückgang der Exportnachfrage und die Enttäuschung über die Bonner Steuer- und Beschäftigungspolitik. Seit Anfang des Jahres, heißt es bei der IHK-Flensburg, zeigen sich "deutliche Bremsspuren in den Auftragsbüchern der Wirtschaft". Mit verantwortlich dafür ist die ungewöhnlich hohe Abhängigkeit der hiesigen Exporteure vom Ostasiengeschäft, das - sieht man einmal vom Handel mit China ab - nach dem Ausbruch der Krise im Juli '97 stark zurückgegangen ist. In allen Sektoren der Industrie seien die Auslandsbestellungen zurückgegangen, heißt es in einer Pressemitteilung der Vereinigung der IHKs. Besonders betroffen sei der Maschinenbau, "der offenbar unter den Folgen der Asienkrise leidet". Bei den IHKs spricht man allerdings vorerst nur von einer "konjunkturellen Beruhigungung". Anzeichen für eine Rezession mag man nicht erkennen.

Auf den Arbeitsmarkt schlägt die schlechte Stimmung jedoch voll durch. Nur 9% der Betriebe geben an, mehr Personal einstellen zu wollen. 65% wollen die Belegschaft konstant halten, und 26% planen Entlassungen. Unter den Industriebetrieben sind es gar 31%, die von Entlassungen sprechen. Entsprechend zögerlich zeigen sich die schleswig-holsteinischen Unternehmer auch bei Investitionen. Immerhin 30% planen, die Ausgaben in diesem Bereich zu drosseln.

Nach Branchen aufgeschlüsselt zeigt sich, daß die Stimmung besonders am Bau schlecht ist. Nur 6% der Betriebe bezeichnen hier ihre Lage als gut, obwohl von einer leichten Zunahme der Aufträge berichtet wird. Ganz anders sieht es hingegen im Bankgewerbe aus. Hier ist die Stimmung prächtig. Mit 148 Punkten führen die Banker den schleswig-holsteinischen Konjunkturklima-Index mit großem Abstand vor allen anderen Wirtschaftszweigen an. Die Nachfrage nach Privatkrediten entwickele sich weiter positiv, heißt es. Schwarzseher könnten daraus schließen, daß die Tendez, auf Pump zu leben, weiter um sich greift. Ein leichter Rückgang bei den Betriebsmittel- und Investitionskrediten liefert hingegen ein weiteres Indiz für eine sich nachhaltig abschwächende Konjunktur.

Mit der sah es bereits im vergangenen Jahr zwischen Nord- und Ostsee schlechter aus als andernorts in Deutschland. Aus dem Statistischen Landesamt verlautet, daß das Bruttoinlandsprodukt 1998 nur um 1,3% gewachsen ist. Damit war das Wirtschaftswachstum in Schleswig-Holstein erheblich langsamer als in den meisten anderen Bundesländern. In Westdeutschland hatte es 2,9% betragen und in Ostdeutschland 2,1%.

(wop)