Aus dem Kieler Rat

Bald Aus für die Fördedampfer?

Über 2.000 Unterschriften haben die Grünen und Fahrgäste der Fördeschiffahrt schon für den Erhalt der Fördelinien im Winterhalbjahr gesammelt. Für den grünen Ratsherrn Hartmuth Kluth ist das "eine breite Zustimmung zum ÖPNV". Umso unverständlicher sei es es, daß die "Eskalationsspirale" durch den Beschluß der SFK, den Schiffsverkehr auf der Linie F1 (Kiel - Laboe/Friedrichsort - Kiel) von November bis März einzustellen, weiter "nach unten geschraubt" werde. Statt einer Attraktivitätssteigerung, um mehr Fahrgäste zu gewinnen, werde in der bekannten "schlechten Tradition" ein ÖPNV-Angebot gleich ganz gestrichen. Besonders betroffen sind Beschäftigte der MaK und SchülerInnen der IGS Friedrichsort, die auf dem Ostufer wohnen. In einer Resolution hatten sie mindestens einen Shuttleverkehr zwischen Laboe und Friedrichsort gefordert. Die Grünen verlangten in einem Antrag für die Ratsversammlung (vom 10.6.) eine Aussetzung des SFK-Beschlusses und Aufnahme von Gesprächen mit den Umlandgemeinden zu deren finanzieller Beteiligung an den Kosten der Fördelinie.

Mit diesem Antrag konnten sie sich jedoch nicht durchsetzen. Vielmehr wurde ein interfraktioneller Alternativantrag von SPD, CDU und SUK beschlossen, der die Verwaltung lediglich mit der Aufnahme von Gesprächen mit den Umlandgemeinden beauftragt. Erst wenn diese "sich angemessen an der Finanzierung beteiligen", soll der OB auf eine Aufhebung des SFK-Beschlusses hinwirken.

Sonderlichen Druck will man bei den Verhandlungen aber offenbar nicht machen. Die Bereitschaft des Umlandes fehle z.Z., meinte SPD-Fraktionschef Fenske. Insofern entstehe durch den SFK-Beschluß ein "heilsamer Druck" für die Umlandgemeinden. Überdies seien Unterschriften für den Erhalt keine Fahrkarten. Daß sich die Fördelinie im Winter nicht lohne, meinte auch Jens Moriz (CDU): Am Morgen sei eine Fahrt von Kiel nach Laboe mit dem Dampfer eine "Mini-Luxuskreuzfahrt", die mit 88 DM pro Fahrgast bezuschußt werde. "Niemand aus der Landeshauptstadt fährt im Winter nach Laboe", meinte Moriz zu wissen. Die Nutznießer dieses Angebots seien allein "Leute aus dem Kreis Plön", und es sei den Kieler Stromkunden nicht mehr zuzumuten, "die über die Umlagefinanzierung zwischen Stadtwerken und VRK zu subventionieren".

Die Grünen fragten noch nach, ob es mit dem VRK-Vertrag vereinbar sei, daß einfach eine Linie gestrichen werde, wurden aber von Stadtrat Rethage belehrt, daß der Vertrag solche "Fahrplanänderungen" durchaus zulasse. So sieht es derzeit für die Fördeschiffahrt im Winter weiterhin düster aus.

(jm)