Aus dem Kieler Rat

"Das zahlt sich aus"

Kieler SPD plädiert für weitere Kommerzialisierung der Kieler Woche

Wer sich bei der Kieler Woche durch die Freßmeile an der Kiellinie, in diesem Jahr erneut um einige 100 Meter verlängert, gequält hat, kann erahnen, wohin es mit dem Volksfest kommt, bei dem es schon lange nur noch am Rande um Segelsport und Kultur, hauptsächlich aber um Kommerz geht. Kein Grund für die in galoppierendem Neoliberalismus befindliche Kieler SPD, nicht noch einen drauf zu setzen. Anlaß, laut über eine weitere Vermarktung des Festes nachzudenken, ist eine während der Kieler Woche getätigte Vertragsunterzeichnung: 2002 wird das "Volvo Ocean Race" in Kiel stattfinden.

"Mit dem Volvo Ocean Race hat die Segelhauptstadt Kiel einen dicken Fisch an der Angel, auf den wir stolz sein können", sagte dazu Jürgen Fenske, Vorsitzender der SPD-Ratsfraktion. Einmal mehr habe die gute Zusammenarbeit zwischen Kieler Yacht-Club und der Landeshauptstadt Kiel Erfolg gehabt. Das "Regattafest der Superlative" soll durch ein "attraktives Volks- und Kulturfest" ergänzt werden - Kieler Woche Nummero 2 also. Aber das genügt der SPD noch nicht. Fenske weiter: "Die Überlegungen zur Gründung einer Veranstaltungsgesellschaft zwischen Stadt und Kieler Yacht-Club auch im Hinblick auf die Kieler Woche sind im Grundsatz zu begrüßen. So findet die gute Partnerschaft ihre passende Organisationsform, die langfristig das Ereignis Kieler Woche auf hohem sportlichem und gesellschaftlichem Niveau gewährleistet. Die Veranstaltungsgesellschaft ist ein gutes Beispiel für public-private-partnership. Dies deckt sich mit Überlegungen von Betriebswirtschaftlern, die schon vor Jahren eine solche Organisationsform vorgeschlagen haben, und Diskussionen in der SPD-Fraktion zu Beginn der 90er Jahre."

Doch daß solcherlei Überlegeungen alsbald zum gänzlichen Absterben der Kieler Woche als Kulturwoche führen könnten, scheint auch Fenske zu ahnen. Und so fügt er lippenbekennend hinzu: "Wichtig ist, den Einfluß der Stadt zu erhalten, damit die Kieler Woche (...) eines der größten Volks- und Kulturfeste im Norden bleibt." Unverzichtbar sei darüber hinaus, daß "das beachtliche ehrenamtliche Engagement zahlreicher Vereine und Verbände zur Kieler Woche - durch welche Organisationsform auch immer - gestärkt wird". Und das geht, so ist es aus fast jeder SPD-Pressemitteilung zu hören, natürlich am besten über den freien Markt: "Die Veranstaltungsgesellschaft ist die zeitgemäße Professionalisierung des Kieler Woche-Managements. Das wird sich für alle auszahlen."

Nicht für alle, sondern - neben den Almosen fürs schuldengeplagte Stadtsäckel - v.a. für wenige finanzkräftige Sponsoren. Denn daß das Kultursponsoring großer Medienunternehmen auf der Kieler Woche von wenigen Ausnahmen abgesehen weitgehend kulturellen Abraum stapelt, zeigt ein einziger Blick ins Programm des R.SH-Zeltes. "Top Hits, Classic Hits, alle Hits" wohl, doch mit Kultur hat das meistenteils wenig zu tun. Die blüht nämlich gerade dort, wo der Markt die geringsten Interessen hat - leider.

(jm)