Betrieb & Gewerkschaft

Einzelhandel:

Arbeitgeber sagen Tarifverhandlungen ab

Für den 2.7. war in Schleswig-Holstein die 4. Tarifrunde für den Einzelhandel geplant. Der Arbeitgeberverband sagte diese jedoch einen Tag vorher ab. Bereits die vorherigen Treffen waren jeweils ohne konkretes Ergebnis - nicht einmal ein Angebot für die Löhne, Gehälter und Ausbildungsvergütungen wurde vorgelegt.

Am 30.6. hatte es einen Abschluß in Berlin gegeben, zu dem die Gewerkschaften hbv und DAG einhellig erklärten, daß dieser nicht auf Schleswig-Holstein übertragbar sei. Ebenso hat der Hauptvorstand der hbv eine Presseerklärung herausgegeben, der Abschluß habe keinen Pilotcharakter. Der Abschluß beträgt 3% Gehalts- und Lohnerhöhung und führt eine neue Lohngruppe 1 ein. Dazu heißt es im hbv-Pressedienst: "hbv gesteht zu, daß die Berliner Lohn- und Gehaltsstruktur eine andere und weitgehend bessere als in anderen Tarifbereichen ist. hbv gesteht zu, daß im Verhandlungsangebot der Arbeitgeber den Verschlechterungen (neue Lohngruppe 1) auch Verbesserungen (stärkere Anhebung der Lohngruppe 2) gegenüberstehen. Trotzdem hält hbv das Verhandlungsergebnis aus Sicht der kämpfenden Tarifbereiche nicht für akzeptabel, weil nach den Erfahrungen der letzten Wochen die Arbeitgeber es mißbrauchen werden, um in den anderen Tarifbereichen unter anderen Beingungen erneut Verschlechterungen durchsetzen zu können." Das ist dann auch geschehen mit der Drohung, entweder so einen Abschluß oder gar keinen. Einen neuen Verhandlungstermin gibt es nicht.

Es geht darum, daß der Einzelhandelsverband keine Tariferhöhung zahlen will, wenn nicht gleichzeitig eine neue, niedrigere Lohngruppe eingeführt wird (bisher liegt der niedrigste Stundenlohn bei rund 15 DM). Ursprünglich waren noch weitere Verschlechterungen in der Tarifstruktur gefordert: "Ungelernte Angestellte" (beginnen mit rund 11 DM im 1. Berufsjahr) sollten sich nicht mehr in die Gruppe der "Gelernten" hocharbeiten können, sondern in der A1 verbleiben. Neu einzustellende Auszubildende sollten weniger Geld bekommen, als bisher, so die Forderungen des Verbandes der Einzelhändler.

Wie in anderen Bundesländern hat es auch in Schleswig-Holstein diverse Streiks in Flensburg, Schleswig, Kiel, Raisdorf, Lübeck, Neumünster, Henstedt-Ulzburg gegeben. Kunden werden aufgefordert, an den Tagen nicht in den betroffenen Geschäften zu kaufen! Die hbv schreibt im letzten Tarifinfo: "Wir wollen existenzsichernde Tarif-Gehälter und -Löhne - wir kämpfen gegen Lohn-Dumping und Billig-Jobs."

(brg)