Betrieb & Gewerkschaft

"Alter Wein in neuen Schläuchen"

IG-Metall-Chef Klaus Zwickel sieht das Verhältnis der Gewerkschaften zur Bundesregierung zunehmend belastet. In einem Interview machte der Vorsitzende der IGM den politischen Kurs der Bundesregierung wie auch der SPD dafür verantwortlich. Die Regierung sei weit davon entfernt, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. Dadurch nehme der Unmut auch innerhalb der Gewerkschaften zu. Bei sozialdemokratischen Gewerkschaftsfunktionären mache sich Frust breit, weil Partei und Bundestagsfraktion auf "Tauchstation" gegangen seien.

Zwickel warf der SPD vor, sie diskutiere "nur noch im Hinterzimmer" und halte sich mit Kritik an der Politik der Bundesregierung zurück. Das führe dazu, dass Unzufriedenheit zunehmend bei den Gewerkschaften abgeladen werde. "Der Druck auf uns nimmt zu", sagte der Gewerkschaftschef. Er habe "den Eindruck, daß in Bonn gegenwärtig nach der Parole gehandelt wird, stimmungsmäßig kann es nicht schlimmer werden". Jetzt wolle die Regierung "durchziehen - in der Hoffnung, dass es danach wieder besser wird". Den Appell von Bundeswirtschaftsminister Werner Müller für mehr Eigenverantwortung der Bürger und Zurückhaltung der Gewerkschaften bei Tarifabschlüssen bezeichnete Zwickel als "Ärgernis". Müller betreibe keine erkennbar andere Wirtschaftspolitik als die Vorgängerregierung unter Führung von Union und FDP. "Müller ist nichts anderes als alter Wein in neuen Schläuchen", sagte Zwickel.

(hg)