kurz & krise

Aktienbesizter haben es wirklich schwer: Da legte der deutsche Rüstungs- und Autogigant DaimlerChrysler einen außerplanmäßigen Halbjahresbericht vor und hat nur 10 Mrd. DM Gewinn vorzuweisen. An der Frankfurter Börse war man enttäuscht. Die Kurse sausten in den Keller. Die Telekom konnte hingegen mit einer weiteren Aktienemission - Eichel hatte gerade sein 30-Milliarden-DM-Sparprogramm vorgestellt - innerhalb weniger Tage 20 Mrd. DM mobilisieren.

Die durchschnittliche LinX-Leserin wird es verschlafen haben: Das Geldvermögen deutscher Haushalte ist im vergangenen Jahr um 5,5% gestiegen. Seit 1991 gar um zwei Drittel. Die Nettolöhne und -Gehälter legten im vergangenen Jahr um 1,3% zu, die entnommenen Gewinne und Vermögenseinkünfte um 5,2%. So viel zum Thema "Wir leben über unsere Verhältnisse", das dieser Tage mal wieder sehr in ist. Diesmal intoniert vom grün-liberalen Kurdenfresser Cem Özdemir in der Frankfurter Rundschau.

Die Entwicklung weist auf ein strukturelles Problem der deutschen Bourgeoisie: Sie hat so viele flüssige Mittel, dass sie kaum weiß, wohin damit. Deshalb schmeißt sie vor allem seit Anfang der 90er mit Krediten um sich und hat gelegentlich Probleme mit dem Eintreiben. Doch zum Glück gibt es den Internationalen Währungsfonds. Der verteilt Kredite zum Rückzahlen von Krediten und verlangt dafür nur so ein paar Kleinigkeiten wie marktwirtschaftliche Reformen, Kürzungen im Sozialen und derlei mehr, was schon manche Volkswirtschaft zwischen Lima und Vladivostock ruiniert hat. Jüngster Klient ist Russland, das einen IWF-Kredit über 4,5 Mrd. US$ erhielt. Da es aber in diesem Jahr einen Schuldendienst von 17,5 Mrd. US$ zu leisten hat, blieb das Geld gleich auf den Konten des Fonds liegen. Im Gegenzug muss Moskau u.a. 41.000 Staatsbedienstete entlassen und die Mehrwertsteuer erhöhen. Deutsche Banken wird es freuen. Sie gehören zu den Hauptgläubigern.

Weniger freut man sich hingegen bei den deutschen Maschinenbauern. Der Auftragseingang aus dem Ausland ist äußerst spärlich geworden. Noch im ersten Halbjahr war man beim Primus der deutschen Exportwirtschaft deutlich optimistischer. Die Schwäche beim Absatz der Investitionsgüter ist ein Hinweis darauf, dass die Weltwirtschaft weiter kränkelt. In Ostasien befinden sich derzeit die Aktienkurse wieder auf rasanter Talfahrt, nachdem sie seit Januar fast die Verluste der Asienkrise wettgemacht hatten. Sorge um ein Abflauen der US-Konjunktur, die noch immer den Motor für den Rest der Welt macht, treibt die Broker um.

(wop)