Aus dem Kieler Rat

Abriss trotz Auszeichnung?

Verein "Mahnmal Kilian" mit Denkmalschutzpreis ausgezeichnet - "Kilian" soll trotzdem abgerissen werden

"Für sein beharrliches Engagement gegen alle Widerstände zur Bewahrung dieses unbequemen Denkmals" (Ruine des U-Bootbunkers "Kilian") wurde der Kieler Verein "Mahnmal Kilian e.V." Ende August vom Präsidium des "Nationalkomitees für Denkmalschutz" ausgezeichnet. Der Deutsche Preis für Denkmalschutz "ist die höchste Auszeichnung auf diesen Gebiet in der BRD. Mit ihm zeichnet das Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz Persönlichkeiten oder Personengruppen aus, die durch ihre Initiative in selbstloser Weise einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung und Rettung von Gebäuden, Ensembles, Altstadtkernen, Dörfern und archäologischen Denkmälern geleistet haben", heißt es in der Begründung. Der seit 1973 jährlich vergebene Preis geht 1999 erstmals an einen Verein in Schleswig-Holstein. Die Preisverleihung findet am 8.11. in Speyer statt.

Bedrohtes Mahnmal "Kilian" (Foto: Jens Rönnau)

Der Verein freute sich über die Auszeichnung: "Der Preis stellt die Intention des Vereins ins rechte Licht, nämlich dass die Ruine des U-Bootbunkers nicht nur für das Geschichtsverständnis der Stadt Kiel von hoher Bedeutung ist, sondern eine internationale Funktion im Sinne von pädagogischer Aufklärung und Völkerverständigung darstellt. Die Ruine ist Seegrab für fünf Kriegstote, Ort von Zwangsarbeit, Produktionsstätte einer verbrecherischen Kriegsführung und als zerstörter Bunker Symbol für Friedensbereitschaft."

Anlässlich der Preisverleihung rief der Verein die städtischen Entscheidungsträger, die 1996 den Abriss des seit 1988 unter Denkmalschutz stehenden Bunkers zugunsten der Erweiterung des Ostuferhafens beschlossen hatten (die Landesregierung hatte 1997 unter hohen Auflagen zugestimmt), dazu auf, "die Positionen nochmals zu überdenken. Würde beim Bau des Ostuferhafens auf nur drei Hektar Fläche verzichtet, könnte das Denkmal erhalten bleiben".

War es nur eine zufällige zeitliche Nähe oder politisches Kalkül? Am Tag nach dem bekannt Werden der Ehrung für den Verein (31.8.) und mit einer bemerkenswerten Ignoranz gegenüber dem 60. Jahrestag des Beginns des deutschen Angriffskriegs auf Polen meldete sich OB Norbert Gansel zu Wort. Die Zeit dränge, noch in diesem Monat müsse mit der Erweiterung des Ostuferhafens begonnen werden. Die Einspruchsfrist gegen den Planfeststellungsbeschluss läuft zwar erst am 24.9. ab. Aber Gansel will schon vorher Fakten schaffen. Einsprüche hätten ohnehin keine Aussicht auf Erfolg, die Planungen seien "wasserdicht". Druck wird jetzt gemacht, weil die Stadt 30 Mio. DM EU-Förderung für den 95 Mio. DM teuren Ausbau "noch in diesem Jahr" bei der EU abrufen müsse, so Hafendirektor Jörg Rüdel. Die EU-Förderung zwinge auch dazu, die wesentlichen Arbeiten bis 2001 abzuschließen. Im Rahmen des Ausbaus soll der Bunker in etwa einem Jahr abgerissen werden.

Die SPD-Fraktion zeigte sich befriedigt über diese plötzliche Eile, die allzu durchsichtig eine Reaktion auf die durch den Denkmalspreis gestärkte Position des Mahnmal-Vereins darstellt. Fraktionschef Jürgen Fenske betete die üblichen Formeln von der "Sicherung des Wirtschaftsstandortes Kiel" herunter. Zwar gehen durch die anhaltende Wirtschaftskrise im ehemaligen Ostblock schon jetzt die Umschlagszahlen so deutlich zurück, dass bei einem Fortbestehen dieses Trends der neue Ostuferhafen noch vor seiner Fertigstellung überflüssig sein könnte. Aber das ficht Wirtschaftshörige wie Fenske nicht an. Im Gegenteil, jetzt müsse man "die Ärmel aufkrempeln, um die Wettbewerbsfähigkeit des Kieler Hafens zu stärken". Die Grünen hingegen kritisieren weiter v.a. die große Lösung des Hafenausbaus. Lutz Oschmann, neuer Fraktionsvorsitzender, meinte, die vorausgesagten Umschlagszahlen von 8 Mio. Tonnen im Jahr 2000 seien weit überhöht. Ebenso kritisierte er die Eile beim Baubeginn, die zeige, dass das Planfeststellungsverfahren "nicht ergebnisoffen" gewesen sei.

Jens Rönnau, Vorsitzender des "Mahnmal Kilian e.V.", kündigte an, der Verein werde gegen das Planfeststellungsverfahren angehen. Hafendirektor Rüdel solle belegen, "warum jetzt ein Denkmal für Zukunftspläne, die nicht gesichert sind, flachgelegt werden muss". Der Verein wehre sich dagegen, "dass ein international anerkanntes Denkmal auf Vorrat für einen Großparkplatz beseitigt werden soll".

(jm)

Führungen auf dem Gelände des U-Bootbunkers "Kilian": Sonntags 11.30 Uhr (Treffpunkt: Grenzstraße, Eingang zum Hafengelände). Zusätzliche Führungen für Gruppen auf Anfrage unter Tel. 8058633.