Arbeiten rund um die Uhr?

Magdeburger Erklärung: Hände weg vom Ladenschluss!

Anlässlich der ersten gemeinsamen Bundesfachtagung am 31.8., zu der HBV und DAG in Magdeburg eingeladen haben, geben die dort Anwesenden folgende Erklärung ab:

Die TeilnehmerInnen der Fachtagung, 160 BetriebsrätInnen und hauptamtliche FunktionärInnen der Gewerkschaften HBV und DAG protestieren gegen die erneuten Angriffe auf das Ladenschlussgesetz und fordern die Bundesregierung und Politiker in Ländern und Kommunen auf:

Hände weg vom Ladenschluss!

Erneut erleben wir, dass drei Jahre nach Verschlechterung des Ladenschlussgesetzes sich eindeutig gezeigt hat: Die Probleme des Einzelhandels und der Beschäftigten haben sich verschärft. Statt der versprochenen zusätzlichen Arbeitsplätze und der "sozial verträglichen" Arbeitszeitregelungen sind Hunderttausende von sozial gesicherten Arbeitsplätzen vernichtet worden, sind freie Wochenenden und Feierabende vor 20 Uhr noch seltener geworden, zu Lasten der Beschäftigten und ihrer Familien. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zum Fremdwort geworden, Leistungsdruck und graue Überstunden sind noch verschärft und die Möglichkeiten der Bedienung/Beratung noch geringer geworden.

Es ist ein Skandal, dass diese Tatsachen weggewischt und der nächste Angriff auch durch Aushöhlung des Gesetzes gestartet wird.

Wir protestieren gegen den v.a. in Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern praktizierten Rechtsbruch sowie gegen die missbräuchliche Nutzung von Sonderregelungen des Ladenschlussgesetzes in allen Bundesländern.

Wir protestieren gegen den Aufruf zum offenen Rechtsbruch sowie gegen die erpresserischen Praktiken einzelner Konzernvertreter gegenüber Betriebsräten und Belegschaften, Sonderöffnungen durchzusetzen.

Die BetriebsrätInnen wehren sich dagegen, dass eine Minderheit in dieser Gesellschaft in einem Teil der Medien permanent das Wort führt, obwohl eine Mehrheit auch der VerbraucherInnen keine weitere Änderung des Ladenschlussgesetzes wünscht.

Die BetriebsrätInnen und GewerkschaftsfunktionärInnen fragen:

Sind die Interessen einiger großer Konzerne, die längere Öffnungszeiten als Mittel im Verdrängungswettbewerb nutzen, wichtiger als die Interessen der drei Millionen Beschäftigten an sozial gesicherten Arbeitsplätzen?
Sind die Shopping-Interessen einer Minderheit wichtiger als das Recht von drei Millionen Beschäftigten auf Feierabend, freies Wochenende und Familienleben?
Soll der soziale Zusammenhalt einer Gesellschaft endgültig einer Konsumwelt geopfert werden und Einkaufen als einziges kulturelles Erlebnis übrig bleiben?

Daher geht von der Fachtagung der BetriebsrätInnen und hauptamtlichen FunktionärInnen des deutschen Einzelhandels die deutliche Botschaft aus: Hände weg vom Ladenschluss!

Die Bundesregierung soll ihre Versprechen einhalten, die sie uns vor der Wahl gegeben hat.