Kommentar

Untertöne

“Jetzt erst recht” ließ US-Präsident Bush nach dem Bombenanschlag auf Bali verlauten. Jetzt müsse der Krieg gegen den Irak, zum Sturz Sadam Husseins erst recht vorbereitet werden. Und natürlich soll es mal wieder AL Qaida gewesen sein. Von der hatte es zwar in Washington noch vor einem Jahr gehießen, dass sie keine Verbindung mit Bagdad habe, aber was macht das schon. Die Wahrheit, dass wissen wir nach den Kriegen der letzten zwölf Jahre inzwischen auswendig, bleibt immer als erste auf der Strecke.

Doch darüber in Deutschland zu schreiben, ist schon fast langweilig, denn Rostrot und Olivgrün haben beschlossen, dass diesmal nicht im Deutschen Interesse mitgemordet werden soll. Das wird sie eventuell - im einzelnen wird das von der Stärke der Friedensbewegung abhängen - nicht davon abhalten, den einen oder anderen Fuß in der Tür zu behalten, damit man zu Guter letzt bei der Verteilung des Fells nicht ganz leer ausgeht und in der strategisch wichtigen Region nicht gänzlich vor die Tür gesetzt wird. Doch unterm Strich scheint inzwischen sicher, dass des Kanzlers Njet zum Angriff auf den Irak, dem sich im Prinzip auch sein bayrischer Herausforderer angeschlossen hatte, mehr als Wahlkampftaktik war.

Dass man sich auf den ersten Blick mit der eigenen Regierung in einem Boot wiederfindet, sollte hellhörig machen, aber einen nicht zur Untätigkeit verdammen. Aktionen gegen den Krieg sind wichtig und unter anderem auch internationalistische Verpflichtung gegenüber den Menschen im Nahen Osten. Es geht nicht darum das Regime zu schützen, sondern einen verheerenden Krieg mit hunderttausenden Toten zu verhindern, und zwar unter anderem auch deshalb, damit die Iraker irgendwann einmal eine Chance haben, sich von ihrem Diktator zu befreien. Denn dass das mit einem Angriff von außen schwerer statt leichter wird, kann man unter anderem an den letzten elf Jahren irakischer Geschichte oder auch derzeit an Afghanistan ablesen. Da hilft auch keiner der so beliebten wie ahistorischen Vergleiche mit den alliierten Streitkräften des Zweiten Weltkrieges.

Aber man sollte sich auch darüber klar sein, dass Schröder und Fischer nahtlos an einen linken Traditionsstrang anknüpfen können, der seit den späten 60ern die USA mit nationalistischem Unterton angreift. Ein Unterton, der auch in letzter Zeit wieder zu vernehmen ist und einen Gregor Gysi z.B. nach einer EU-Armee rufen lässt. Ein Unterton, der uns geradewegs in die zwischenimperialistische Konfrontation des 21. Jahrhunderts locken soll.

(wop)