Dokumentiert: Hungerkatastrophe in Afrika

Attac ruft die reichen Industrieländer zu schnellem Handeln auf, um die drohende Hungerkatastrophe in Afrika zu verhindern. Die bisher gemachten Zusagen reichen bei weiten nicht aus. Insbesondere Europa sollte der aus der Ausplünderung in der Kolonialzeit entstandene historische Verantwortung gerecht werden. Nicht ein Krieg gegen den Irak, sondern ein Krieg gegen den Hunger sollte umgehend geführt werden!

„Erste Hungertote und Zusammenbruch der Landwirtschaft in Simbabwe“, „Humanitäre Katastrophe in den Kriegsgebieten der Elfenbeinküste“: die internationale Presse beginnt ein Thema aufzugreifen, welches internationale Beobachter, Hilfswerke, NGOs sowie das UN-Welternährungsprogramm WFP schon seit Monaten anmahnen: Die sich anbahnende Hungerkatastrophe auf dem afrikanischen Kontinent.

Rund 40 Mio. Menschen in 19 afrikanischen Staaten werden von der spätestens im März erwarteten, akuten Verschlechterung der Nahrungsversorgung und damit vom Hungertod betroffen sein. Gründe für das Desaster, welches jetzt schon mit den Hungerkatastrophen der 80er Jahre verglichen wird, sind Dürreperioden am Horn von Afrika, im südlichen Afrika und in der westlichen Sahel-Zone, Unruhen und Kriegszustände in West Afrika und in den Staaten um die Großen Seen (DR Kongo, Kongo und Angola) sowie die daraus resultierende Belastung der Nachbarstaaten (Uganda, Guinea) durch einen wachsenden Flüchtlingsstrom. Hinzu kommen verfehlte Wirtschaftspolitik, Korruption, rapide steigende Nahrungsmittelpreise und die AIDS-Epidemie, die vielerorts zu einer Verschlimmerung der Situation beitragen.

In ihrer „Welthungerwarnung“ versucht das WFP seit dem 16. Dezember offiziell auf die Lage hinzuweisen und die Internationale Gemeinschaft zur finanziellen Hilfe zu mobilisieren. Die 1,3 Mrd. US$, die laut WFP für die Bekämpfung der Hungerkatastrophe benötigt werden, sind gerade mal zu 56% durch staatliche Entwicklungshilfe und Spendengelder gedeckt. Regierungen erklären ihre Hilfsbudgets bereits für ausgeschöpft und die USA versuchen sich durch das Angebot von genmanipuliertem Mais im Wert von 50 Mio. US$ an die sambische Regierung aus der Verantwortung zu ziehen. Zudem hat der Aufruf der WFP die Welthungerwarnung auf globaler Ebene zu unterstützen, leider nicht den erhofften Erfolg einer breiten Öffentlichkeitsaufklärung gehabt, sondern führte von Ontario bis Hong Kong nur zu vereinzelten Initiativen. Die Zeit für die Freigabe der fehlenden Mittel wird knapp, da die Hungersnot schon im März ihr volles Ausmaß erreichen wird.

In Anbetracht der überlebenswichtigen Dringlichkeit der Lage, sind wir von Attac der Überzeugung, dass schnelles Handeln gefragt ist.
Wiedereinmal wird die Weltöffentlichkeit durch die internationalen Medien nur einseitig informiert. Die Berichterstattung drehte sich in den letzten Wochen zwar ausgiebig um die einschaltquotenversprechenden Kriegsvorbereitung der USA, aber wenig bis gar nicht um die humanitäre Lage in Afrika.
Wiedereinmal hat die neoliberale Einflussnahme des Westens und der internationalen Finanzinstitutionen auf den afrikanischen Kontinent die Katastrophe mitzuverantworten, in dem sie seit Jahren die Stärkung des Agrarsektors sowie das Drängen auf die Durchsetzung einer Agrarreform, beides fundamental um Hungersnöten in Zukunft vorzubeugen, vernachlässigt.

Attac zählt die Hilfe für die Menschen in Afrika zu den vorrangigsten Aufgaben der aktuellen Weltpolitik! Die OECD-Staaten sind gemeinschaftlich finanziell in der Lage, den Mehrbetrag für das Abwenden dieser menschlichen Katastrophe kurzfristig aufzubringen. Für deren Ökonomie ist der erforderliche Betrag kaum wahrnehmbar, auf die Bundesrepublik würden für ganz Afrika 50 Millionen Euro entfallen. Die Hungersnot ist somit durch die schon bereitstehenden Strukturen des WFP und mit genügend politischem Willen der OECD-Staaten immer noch abwendbar!
Von daher unterstützt Attac jeden Einsatz für die Bereitstellung der vom WFP geforderten Gelder für die Lebensmittelnothilfe zur Bewältigung der Hungersnot.
Attac ruft die Bundesregierung auf, die Schließung der fatalen Finanzierungslücken in Angriff zu nehmen. Weiterhin ruft Attac Öffentlichkeit und Medien sowie Bundestag und Bundesregierung dazu auf, die internationale gemeinschaftliche Freigabe der entsprechenden Mittel, besonders in der EU-Kommission, von IWF und Weltbank sowie den G8-Regierungen zu erreichen.

Die Hungersnot kann noch überwunden werden! Dies hängt allein von der schnellen finanziellen Hilfe durch die reichen Industriestaaten ab!

(Veröffentlicht am 24. April)