Kernspalte

Machen wir da weiter, wo wir vor 2 Wochen aufgehört hatten: In Temelin. Da war die Rede davon, dass die beiden Reaktoren vielleicht zum ersten und einzigen Mal ihre volle Leistung erreicht hatten. Und siehe da: der erste Block wurde bereits am 13.5 wegen einer Panne im Kühlsystem heruntergefahren, der zweite Block folgte am 15.5. aus nicht genannten Gründen - da lief der erste schon wieder. Ein Dauerbrenner nur als Nachricht, nicht als Kraftwerk.

Im Block 1 des AKW Philippsburg sind bei Revisionsarbeiten Papierschnipsel in den Rückschlag- und Drosselventilen des Schnellabschaltsystems gefunden worden. Die Funktion sei jedoch nie beeinträchtigt gewesen. Das war bei Biblis A anders, und zwar schon seit Inbetriebnahme: Über die zu kleinen Ansaugöffnungen der Notkühlpumpen wurde reichlich diskutiert. Nachgerüstet ist der Block seit dem 15. Mai ist er wieder am Netz. RWE ließ eine fünfte Pumpe einbauen sowie ein System zur gefilterten Druckentlastung. Nun ist alles wieder bestens, und wir wollen nicht mehr über Vergangenes reden.

Kann man 17 Atomreaktoren gleichzeitig stilllegen, ohne dass die Lichter ausgehen? Man kann. Japan hat es vorgemacht. Die Reaktoren des TEPCO-Konzerns mussten wegen des Skandals um systematisch gefälschte Sicherheitsdossiers im April vom Netz genommen werden. Allerdings blieben weitere 35 Meiler, die nicht betroffen waren, in Betrieb, und der erste der abgeschalteten Reaktoren wurde Anfang Mai bereits wieder angefahren.

Im Erkundungsbergwerk Gorleben wurde mit Sanierungsarbeiten im Querschlag Ost begonnen, wo Risse die bergtechnische Sicherheit gefährden. Die Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg hält die Sicherheit trotzdem für ausreichend, um eine ehemals 19 Meter hohe granitene Leninstatue aus Berlin hier endzulagern, um sie “vor Anschlägen zu schützen”. Der Berliner Senat wäre die Altlast des Moskauer Künstlers Tomski jedenfalls liebend gern los. Ob BMU Trittin diese alternative Nutzung des Salzstocks recht wäre, war bisher nicht zu erfahren.

Ein Castortransport vom AKW Brunsbüttel ist am 14. Mai in Maschen für 30 Minuten durch Atomkraftgegner aufgehalten worden. Danach wurde er mit Behältern aus Brokdorf, Unterweser und Isar 2 (Bayern) zu einem Zug mit 9 Containern zusammengekoppelt und erreichte ohne Probleme die Wiederaufarbeitungsanlagen La Hague und Sellafield.

Der niedersächsische Verfassungsschutzbericht liegt nun vor. Zum Thema Gorleben wird dort eine stark abnehmende Mobilisierung von Linksradikalen attestiert, verbunden mit schwacher Resonanz außerhalb des Wendlands und einem Rückgang militanter Aktionen im Wendland. Die Autonomen (wenn es sie denn noch gibt) hätten das Interesse am Thema Atomenergie verloren. Der Widerstand werde daher fast nur noch von örtlichen Gruppen getragen.

(BG)