Betrieb & Gewerkschaft

Der Lehrstellen-Flop der Bundesregierung

Zu den Wahlverprechen der Bundesregierung gehörte vor einem Jahr auch die Ankündigung, alle Jugendlichen sollen in diesem Jahr einen Ausbildungsplatz erhalten. Gerhard Schröder in seiner Regierungserklärung vom 10.11.98: "Wir wollen und wir werden erreichen, dass alle Jugendlichen, Mädchen wie junge Männer, einen qualifizierten Ausbildungsplatz bekommen, das ist ihre Erwartung an Politik - und die werden wir erfüllen."

Deshalb hat die Bundesregierung auch 2 Mrd. DM in ein staatliches Sofortprogramm gepumpt. Nach den neuesten Zahlen der Bundesanstalt für Arbeit ist die Situation auf dem Lehrstellenmarkt jedoch genauso katastrophal wie in den letzten Jahren. Bis Ende August 1999 hatten sich ca. 790.000 junge Menschen um einen Ausbildungsplatz beworben. Gegenüber den Arbeitsämtern wurden aber nur 590.000 Lehrstellen gemeldet. Das heißt, es fehlen ca. 200.000 Ausbildungsplätze, trotz großzügiger Subventionierung durch den Staat, und eine Trendwende ist nicht in Sicht. Immer mehr Betriebe stehlen sich aus der Verantwortung und ziehen sich aus der Ausbildung zurück. In den neuen Bundesländern sind die Ausbildungsstellen um fast 6.500 zurückgegangen. Deshalb bietet das Sofortprogramm der Regierung hier auch nur außerbetriebliche Ausbildungsplätze an.

Viele Unternehmer nutzen die Förderung schamlos aus. Befristete Ausbildungsverträge über nur ein Jahr wurden abgeschlossen. Sollte die Förderung nächstes Jahr wegfallen, sind die Auszubildenden auch ihren Ausbildungsplatz los. Außerdem haben auch die Unternehmer die Förderung in Anspruch genommen, die sowieso Auszubildende benötigten.

Ein Vertreter der Handwerkskammer Düsseldorf: "Hier schleicht sich ein Subventionsgift ein, und wir befürchten ganz einfach, dass Betriebe dann nur noch abwarten, wann es Geld gibt, und nur dann werden die einstellen. Unser Resümmee ist: Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Hier wurden Weichen falsch gestellt. Subventionierte betriebliche Ausbildungsplätze sind Gift."

Die Gewerkschaftsjugend fordert eine Ausbildungsabgabe für alle Betriebe, die nicht ausbilden. Eine solche Abgabe hatte die SPD vor der Wahl auch noch gefordert. Heute will sie davon nichts mehr wissen.

(hg)