KERNspalte

"Der Bauplatz muß wieder zur Wiese werden!" Diese Devise haben sich Bund, Land und Energieversorger unter ungleich schwereren Bedingungen gestellt als 1979 die Brokdorf-Demos, nämlich für das Gelände des Forschungszentrums und der Wiederaufarbeitungsanlage Karlsruhe. Der Abriss des weitläufigen Komplexes soll in 10 Jahren 2,5 Mrd. Mark verschlingen. Die Demontage muss wegen der extremen Strahlenbelastung teilweise von Robotern ausgeführt werden. Mit Tokaimura verbindet diese Anlage insbesondere das Verfahren, die wiederzuverwertenden Brennelemente in Salpetersäure aufzulösen, von der jetzt 70 Kubikmeter im Hochsicherheitsbunker lagern - inclusive aller unverwertbaren, aufgelösten Substanzen, allen voran 16 kg Plutonium. Um Dutzende von Castor-Transporten zu vermeiden, wird jetzt an Ort und Stelle eine Verglasungsanlage gebaut, mit der die radioaktiven Stoffe endlagerfähig gemacht werden sollen. 2003 soll sie fertig sein, 2009 wieder abgerissen werden. Ob ihre Ruinen dann auf die Hausmülldeponie kommen, steht noch nicht fest.

Die CDU-regierten Bundesländer Hessen, Bayern und Baden-Württemberg haben ein gemeinsames Atomkraft-Expertengremium ins Leben gerufen: Die "Internationale Kerntechnik-Kommission" soll auf Kosten der Steuerzahler "beratend" für die Atompolitik tätig werden. 3 Mio. DM jährlich werden die 10 Wissenschaftler kosten, die allesamt für ihre positive Einstellung zur Kernkraft bekannt sind. Die süddeutschen Länder-Umweltminister gaben denn auch zu verstehen, dass sie der Reaktorsicherheitskommission nach der Umbesetzung durch Jürgen Trittin misstrauen.

Das Wochenende steht vor der Tür, und damit ein wichtiger Demo-Termin. Diesmal in Berlin. Die Rede ist natürlich von der Stunkparade der Bäuerlichen Notgemeinschaft. Im Verbund mit sämtlichen Naturschutzverbänden gegen die herrschende Atompolitik. Gegen Mittag wird der Trecker-Konvoi aus dem Wendland vor dem Brandenburger Tor eintreffen, und dort findet sich auch ein allgemeiner Infostand. Um 12 Uhr werden die Bauern und Bäuerinnen alle nicht-motorisierten AtomkraftgegnerInnen mit einer Performance begrüßen . Treffpunkt für die Demo ist das Brandenburger Tor um 13 Uhr. Von dort aus bewegt sich der Kundgebungszug in Richtung Alexanderplatz, wo gegen 14 Uhr die Abschlusskundgebung stattfinden wird.

(BG)