Einwohnerversammlung in Kiel
Jetzt steht es fest: Die Einwohnerversammlung zum Thema Flughafen findet
am Mo., 24.Januar um 18 Uhr in der Halle 400 in Kiel-Gaarden statt. Diese
hat laut Beschluss der Ratsversammlung stattzufinden, bevor eine Entscheidung
über den Fortgang der Arbeiten zum Planfeststellungsverfahren erfolgt.
Grundlage dieser Versammlung ist das Gutachten der Projektleitung, die
sinnigerweise von der Stadt an die Fa. Obermeyer übergeben wurde und
die jetzt die Phase I abgeschlossen hat. Hierin sollte festgestellt werden,
ob die Ausbaukosten noch im von der Stadt vorgegebenen Rahmen liegen, d.h.
max. 19,6 Mio. Euro (sog. Deckelbeschluss).
Eingeladen sind alle Bürger der Stadt Kiel. Nicht eingeladen sind
u.a. die betroffenen Umlandgemeinden, die allesamt nach wie vor gegen den
Flughafenausbau protestieren. Ausbaugegner, wie die Bürgervereinigung
gegen die Startbahnverlängerung sollen auf dem Podium nicht vertreten
sein. Stattdessen sitzen die Wirtschaftsdezernentin und Oberbürgermeisterin
Frau Volquartz, Vertreter der Flughafengesellschaft, die Fa. Obermeyer,
Vertreter der Wirtschaft und der IHK auf dem Podium.
Ziel dieser Einwohnerversammlung ist es, sich von der Bevölkerung
die Zustimmung zu holen in die nächste Planungsphase II überzugehen.
Die Kosten hierfür belaufen sich auf weitere 645.000 Euro. Die Landesregierung
hat bereits seine "Bereitschaft" zum Eintritt in die Phase II erklärt
und der "Lenkungskreis" der für die Planung der Stadt Kiel zuständig
ist, hat ebenfalls schon mehrheitlich zugestimmt. CDU und SPD sind nach
wie vor für den Ausbau des Flughafens, um der Wirtschaft zu dienen.
Bei der SPD scheint dies unverständlich, hat sie doch auf der letzten
Ratsversammlung gegen alle städtischen Sozialkürzungsmaßnahmen
gestimmt und auch den gesamten Stadthaushalt abgelehnt, während sie
gleichzeitig Wirtschaftfördermaßnahmen und Prestigeobjekte wie
Flughafenausbau, Science Center und Hafenerweiterung fordert. Als einzige
Partei sprechen sich die GRÜNEN gegen die Ausbauplanungen aus: "Auch
wenn die GRÜNE Ratsfraktion die Phase I noch nicht für beendet
ansieht, die Kostenrechnung für erheblich geschönt bewertet und
die Bedarfsprognose als unrealistisch einschätzt, ist trotzdem ersichtlich,
dass der Finanzdeckel für die Stadt Kiel in Höhe von 19,6 Mio.
Euro gesprengt ist. Wegen der "fehlenden" 1,5 Mio.
Passagiere im Zeitraum von 2003-2013 gegenüber der Prognose von
2002 erhöht sich der Zuschussbedarf für die Flughafengesellschaft
um ca. 6 Mio. Euro, also 3 Mio. Euro Kieler Anteil. Damit und mit der Einbeziehung
der Mehrwertssteuerkosten für den Straßenbau in Höhe von
2,9 Mio. Euro, die bis jetzt immer vergessen wird und von der LH Kiel zu
tragen ist, ist der Deckel gesprengt. Dieser Fakt kann auch nicht geleugnet
oder wegdiskutiert werden. Es bleibt nur eine Konsequenz: keine Bearbeitungsphase
II und Abbruch des Projektes."
Während die Politiker diskutieren ob die Ausbaukosten unter dem
"Deckel" bleiben (im Gutachten ist von 18,259 Mio bis 27.388 Mio. Euro
die Rede) und immer noch von utopischen Passagierzahlen reden, die bundesweite
Steigerungsraten auf Kiel hochrechnen,
sind die Fluggastzahlen in Kiel-Holtenau noch weiter gesunken. Die
von der Stadt Kiel mit 700.000 Euro gesponserte Fluglinie EAE sinkt noch
weiter ab und hatte im Oktober gerade mal noch eine Auslastung von 10,2
Passagieren pro Flug. Allein bei 20 Flügen war die EAE Maschine mit
5 oder weniger Fluggästen ausgelastet. Das sind in mehrfacher Hinsicht
weitere Negativrekorde. Cimber Air mit Ziel Frankfurt hat wieder einen
leichten Rückgang zu verzeichnen auf knapp 52 % Auslastung.
Auch für den Fall, dass in Holtenau nicht ausgebaut wird, stehen
für die Stadt weitere Kosten in Aussicht: 3,466 Mio. für den
Erwerb des Grundstückes vom Bund, 1,25 Mio. im Jahre 2008 für
die notwendige Erneuerung der Landebahn. Mit der jährlichen Bezuschussung
der Flughafengesellschaft von z.B. 1,177 Mio. im letzten Jahr, darf die
Frage erlaubt sein, ob es nicht vernünftiger ist, den Flughafen ganz
zu schließen. Angesichts der Finanzlage der Stadt scheint es doch
angemessen, besser hier in Zukunft zu sparen und dafür bei der Bildung
und im Sozialen nicht zu kürzen.
Das Gutachten der Fa. Obermeyer ist für die Wirtschaft geschrieben.
Mit offenen Lügen wie: "Die Einrichtung neuer Linien scheitert an
den Einschränkungen, die durch die Länge der Start-Landebahn
hervorgerufen werden" und "bei Nichtausbau könne ... der Flughafen
Kiel wegen des geringen Verkehrsaufkommens aus der Liste der besonderen
Flughäfen gestrichen werden" weswegen dann Passagiere aus der Schweiz
nicht mehr mit dem Flieger zu den Kreuzfahrern nach Kiel fliegen könnten.
Bei Schließung des Flughafens müßten 6,56 Mio Euro Fördergelder
zurückgezahlt werden und 100 hochwertige Arbeitsplätze (Wo?)
würden verloren gehen. All dies spreche gegen eine Schließung
des Flughafens, während "ein ausgebauter Flughafen mit einer guten
Grundstruktur an Linienverbindungen und einem nachhaltigen Überschuss
... unter dem Aspekt einer späteren Privatisierung" zu sehen sei und
die Stadt könne dann später die aufgewendeten Mittel zum Teil
wieder "von einem Erwerber" zurück erhalten. Das sind die Zukunftsträume
unserer wirtschaftshörigen Politiker und märchenerzählender
Gutachter.
Die Kieler Bevölkerung und auch die Ausbaugegner des Umlandes
sollten die geplante Einwohnerversammlung zu einem Tribunal gegen den Sozialabbau
machen!
Die Sozialkürzungen müssen rückgängig gemacht werden,
die Objektförderung für die Wirtschaft gestoppt werden.
(Uwe Stahl)