Protest gegen Nazi-Treffen
Am Samstag, den 04.12.04, veranstaltete der NPD-Landesverband Schleswig-Holstein
einen Parteitag in Steinburg bei Itzehoe. Dort sollten Parteianhänger
und andere Neonazis nochmals auf den Wahlkampf zur Landtagswahl am 20.Februar
2005 vorbereitet und eingeschworen werden. Unter den insgesamt 70 Neonazis
waren Vertreter der DVU und Republikaner anwesend, die Grußbotschaften
überbrachten. Auch an parteieigener Prominenz fehlte es nicht: Neben
dem NPD-Bundesvorsitzenden Udo Voigt war unter anderem Bundespressesprecher
Klaus Beier aus Berlin sowie der stellvertretende NPD-Landesvorsitzende
Niedersachsens, Manfred Börm, angereist. Um die rechte Eintracht zu
komplettieren waren selbst mittlerweile eher parteiungebundenen Aktivisten
wie Jörn Lemke und sogar Mitglieder des “Bündnis Rechts Lübeck”
nach Steinburg gekommen. Schon am 14. November anlässlich einer rechten
Kundgebung zum Volkstrauertag in Lübeck hatte sich das Zusammenrücken
der verschiedenen Nazigruppen offenbart. In einer gemeinsamen Andacht legten
“Freie Nationalisten”, NPD und das “Bündnis Rechts” Kränze zu
Ehren der Wehrmacht und anderer Nazikriegsverbrecher nieder.
Obwohl der Landesvorstand bei der Organisation diesmal betont Wert
auf Diskretion gelegt hatte und das Versammlungslokal “Zur Steinburg” geheim
bleiben sollte, kam es zu massiven Störungen. Während Voigt seine
Rede schwang und von Aufbruchstimmung faselte, zogen etwa 50 Gegendemonstranten
vor das Lokal. Mit lauten Rufen und einigen Flaschenwürfen wurde der
rechte Parteitag unterbrochen. Nachdem der völlig überraschte
NPD-Ordnerdienst Alarm geschlagen hatte, bewaffneten sich zahlreiche Neonazis
im Versammlungsraum mit bereitliegenden Waffen und Gaststättenmobiliar.
Da die protestierenden Antifas auf der gegenüberliegenden Straßenseite
blieben, konnten immer mehr Faschisten die Kneipe verlassen und sich vor
dem Gebäude sammeln. Als sich die Gruppe groß genug wähnte,
rannte sie plötzlich auf die Antifaschisten los und attackierte sie.
Dabei rissen die Nazis einige Personen zu Boden und traten brutal auf sie
ein. Gemeinsam mit fünf anderen rechten Schlägern griff NPD-Kandidat
Ingo Stawitz eine Journalistin an und traktierte sie mit Faustschlägen
und Knüppeln. Einzig ein hinzukommender Zivilpolizist konnte die Frau
vor noch schlimmeren Verletzungen bewahren. Da lediglich etwa acht Polizisten
vor Ort waren, sahen sich die Beamten gezwungen, zwei Warnschüsse
abzugeben. Nur so war es möglich, die NPDler zur Ruhe zu bringen.
Die tumultartigen Szenen wurden von Kamerateams des NDR gefilmt.
Während sich die Antifas sammelten und zurückzogen, sperrten
ankommende Polizisten die Straße ab. Fast alle Demonstranten wurden
vorübergehend in Gewahrsam genommen. Nun wird gegen sie wegen Landfriedensbruch
und gegen einige rechte Schläger wegen gefährlicher Körperverletzung
ermittelt. Die Störung des Nazitreffens ist zumindest zeitweise gelungen,
auch wenn der Preis für Antifas aufgrund der Verletzungen und der
Ingewahrsamnahmen hoch war.
(Aus: Enough is Enough!)