Ratssplitter

Daß die Kieler Schwimmhallen mit ihrem etwas rotten Flair Spaßbäder seien, läßt sich wahrlich nicht behaupten. Drum setzt sich die CDU-Ratsfraktion numehr für ein solches ein, denn, so Fraktionsvorsitzender Arne Wulff, "wir wollen Spaß, Sie wollen Spaß". Entsprechend wurde ein Prüfauftrag an die Verwaltung gestellt. Sie soll bis Juni ermitteln, welches städtische Bad zu einem Spaßbad umgebaut werden könnte, welche Flächen sich für den Wasserspaß eignen könnten und welcher Investor interessiert wäre, denn natürlich darf der Spaß nichts kosten. Die SPD, namentlich ihr Ratsherr Bernd Vogelsang, sah indes keinen Handlungsbedarf. "Wir sind in Kiel von Erlebnisbädern umzingelt", meinte er mit Blick auf Damp und Weißenhäuser Strand und verstieg sich zu der Äußerung, die seien "allesamt leicht erreichbar" - wahrscheinlich fährt der Mann nie Bus und Bahn. Ferner sei das eine Angelegenheit des Sportausschusses, in den Vogelsang Überweisung des Antrags beantragte. Das sah die CDU anders. Ratsfrau Ilse Lebert: "Das ist Spaß und nicht Sport, also muß es hier verhandelt werden." Denn die Ratsversammlung ist, so möchte man ergänzen, auch eine Spaßveranstaltung. Auch Jakob Vieregges zeitliche Einordnung der Kieler Schwimmhallen ins "Mittelalter" half nichts. Der Antrag wurde mit den SPD-Stimmen in den Sportausschuß überwiesen. Vielleicht, so meinen wir, hätte der Antrag aber auch in den Kulturausschuß gepaßt. Denn OB Gansel hatte ja in der Debatte über die Opernhaussanierung schon darauf hingewiesen, daß der Sanierungsbedarf u.a. der Schwimmhallen sich in ähnlicher Höhe wie der fürs Opernhaus bewege. Unser Vorschlag zur Güte: Das Opernhaus, in dem statt Erlebnisevents immer noch ganz "mittelalterlich" Hochkultur gemacht wird, zu einem Spaßbad umsanieren.

Was sind eigentlich Autonome? Das Lexikon meint, wortstammäßig, es seien "Unabhängige von jeglicher Pflicht oder Herrschaft". Das findet der CDU-Fraktionsvorsitzende Arne Wulff "verharmlosend". In der Debatte, wer Schuld am "Chaostag 30. Januar in Kiel" sei (Demonstration von fast 1.000 Neonazis und Gegendemonstration u.a. auch von Autonomen), ergriff Wulff die Definitionsmacht und übersetzte "Autonome" wie folgt ins Gut(stammtisch)deutsche: "Das sind Linke, ich meine Linksradikale, oder besser Linksextreme - Gewalttäter." Wir lernen: Wer links ist, ist ein Gewalttäter. Und wir fragen: Was passierte eigentlich am "Chaostag" 30.1.33 in Berlin?

(jm)