Aus dem Kieler Rat

Alles nur Spekulation?

Rat mutmaßt über Bonität der Kieler Sparkasse

Nach einer alten Regel aus dem Erfahrungsschatz der JournalistInnen ist an einer Sache umso mehr dran, je heftiger die Dementis sind. Geht es nach dieser Regel, dann sind es nicht nur Spekulationen, daß die Kieler Sparkasse (KSK) nicht mehr "eine der schönsten Töchter der Stadt" (OB Norbert Gansel), sondern durch ungedeckte Kredite in Schwierigkeiten ist. Nach Berichten des NDR prüft die KSK Schadensersatzansprüche wegen Kreditbetrugs. Dadurch alarmiert hatten sich schon vor der Ratsversammlung vom 18.3. einige Ratsmitglieder laut Sorgen gemacht, was eine möglicherweise ins Trudeln geratende KSK für den städtischen Haushalt bedeuten könnte. Denn diesem fließen von der KSK jährlich Gewinnausschüttungen von über 1 Mio. DM zu. In der Ratsversammlung stand das Thema jedoch nicht auf der Tagesordnung.

In Schwierigkeiten? - Sparkasse Kiel (Foto: jm)

Dennoch brachte OB Gansel selbst die Sache aufs Tapet, als er in einer mündlichen Mitteilung "spekulative Presseberichte" bezüglich der KSK entschieden zurückwies. Dadurch kam die Diskussion aber erst richtig ins Rollen. Nachdem der CDU-Fraktionsvorsitzende Arne Wulff nachgefragt hatte, ob die KSK wirklich Schadensersatzansprüche prüfen lasse, und die SUK in einer Pressemitteilung geargwöhnt hatte, "gefährdet Risikokapital Kieler Haushalt?", und nun wissen wollte, welche Kieler Unternehmen größere, eventuell unsichere Kredite bei der KSK aufgenommen haben, fuhr ihnen Gansel über den Mund, daß man die KSK "dichtmachen könne, wenn Kreditkunden damit rechnen müßten, daß über sie in der Ratsversammlung diskutiert wird". Wer das dennoch wolle, gefährde die über 100 Arbeitsplätze bei der KSK. Es folgten polemische Ausfälle eines zunehmend aufgebrachten OB gegen die Ratsversammlung und eine Presseschelte, die sich gewaschen hatte. Er komme sich "hier vor wie auf der volkswirtschaftlichen Klippschule", wenn derartige Fragen gestellt würden, die selbstverständlich dem Bankgeheimnis unterlägen. Seitens des NDR habe es "Stimmungs- und Meinungsmache von Journalisten gegeben, die da ihre Artikel zusammenschustern". Er, Gansel, erkläre hingegen verbindlich, "an der Bonität der Sparkasse gibt es nicht den geringsten Zweifel".

Zwei Sätze später jedoch gab Gansel zumindest den Zweifeln derer, die zwischen den Zeilen zu lesen wissen, neue Nahrung: "Wenn alle Darlehen sicher wären, bräuchten wir keine Bank. Es gibt auf dem Kapitalmarkt Dinge, die laufen gut, andere gehen schief." So konnte Arne Wulff das Faktum nachlegen, daß die Sparkassenaufsicht des Landes die KSK um eine Stellungnahme zur letzten Bilanz gebeten hatte. Dies könne doch darauf hindeuten, daß bei der KSK doch "nicht alles so rosig" sei, wie der OB behaupte. Daraufhin mußte sich Gansel "zusammenreißen, um nicht heftiger zu werden". Sichtlich in Rage verbat er sich sogar den Vorschlag seines Fraktionsvorsitzenden Fenske, diese "hochsensible Geschichte" im Hauptausschuß nicht-öffentlich zu beraten. Gansel dekretierte: "Ich versichere den Sparkassenkunden: In keinem Gremium der Ratsversammlung wird derlei verhandelt." So werden möglicherweise dunkle Geschäfte der KSK wohl vorerst noch weiter im dunklen Schatten der schützenden Hand des OB bleiben.

(jm)