Antifaschismus

Ein Land erinnert sich

AKENS e.V. bietet Stadtführungen zur lokalen NS-Geschichte anläßlich des Kriegsendes im Mai 1945

Vor 54 Jahren - im Mai 1945 - endete auch in Schleswig-Holstein der Krieg. Als alliierte Soldaten das Land besetzt hatten und die Wehrmacht kapitulierte, empfanden die meisten Deutschen dies als Niederlage, hatten viele von ihnen sich doch lange Jahre für den Nationalsozialismus eingesetzt, vom NS-Regime profitiert oder in der deutschen Armee gedient.

Für viele Menschen bot der Wiederaufbau eine Möglichkeit, die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen jüngsten Vergangenheit zu verdrängen. Nicht zuletzt die öffentliche Diskussion um Daniel Goldhagens Buch "Hitlers willige Vollstrecker", der Disput um die Ausstellung zu den Verbrechen der Wehrmacht und die Forderung von Zwangsarbeitern und enteigneten bzw. vertriebenen NS-Opfern nach Wiedergutmachung zeigen deutlich, daß auch nach mehr als 50 Jahren die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte überfällig ist.

In Rundgängen und einer Gedenkveranstaltung soll an sieben Orten Schleswig-Holsteins (Lübeck, Glinde, Kiel, Gudendorf, Reinbek, Bad Segeberg, Eckernförde) deutlich gemacht werden, daß es die NS-Diktatur überall gegeben hat, daß Unrecht, Verfolgung und Gewalt auch in Schleswig-Holstein zum Alltag gehörten. Historiker und Laienforscher werden vor Ort von den Geschehnissen berichten, werden zeigen, wo und wie Opfer und Täter lebten und die Frage nach dem Umgang mit dem schwierigen Erbe der NS-Geschichte stellen.

Kiel-Düsternbrook - Ein Stadtteil in der Nazi-Zeit

Auf dem Stadtrundgang im Villenviertel Düsternbrook (8.5., 14 Uhr, Treffpunkt: Hindenburgufer, Blücherbrücke), in dem auch in der Zeit von 1933 bis 1945 die Kieler Oberschicht wohnte, wird über die ehemalige deutschnationale Hochburg berichtet, deren Einwohner schon bei den Reichstagswahlen 1932 überdurchschnittlich die NSDAP wählten. Hier wohnten der "jüdische Kaufmann" Gustav Lask und der SPD-Stadtverordnete Wilhelm Spiegel, nach 1933 bezog der Gauleiter und Oberpräsident Hinrich Lohse seine Dienstvilla im Niemannsweg, und die Gestapo in der Düppelstraße entfaltete ihren Terror gegen die Gegner des NS-Regimes. Auch in diesem so vornehmen Stadtteil wurden die Opfer vertrieben, enteignet, getötet, und die Nationalsozialisten machten sich breit.

Der "Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein e.V." - AKENS - wurde 1983 auf Initiative von Detlef Korte gegründet. Der Verein will die kritische Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte des Landes intensivieren und koordinieren; er hat heute 160 Mitglieder im In- und Ausland.

Der AKENS organisiert Informationsveranstaltungen, stellt Kontakte zwischen Interessierten her und bietet in seinen Rundbriefen ein Forum für Informations- und Erfahrungsaustausch. Kernstück der Arbeit ist die Herausgabe der Informationen zur Schleswig-Holsteinischen Zeitgeschichte mit Aufsätzen, Berichten, Rezensionen und einem Pressespiegel. Die Zeitschrift erscheint zweimal jährlich. Sie wird außer an die Mitglieder auch an über 80 Archive, Bibliotheken und Forschungsinstitute in sieben Ländern verschickt und ist im Internet zugänglich (http://www.tp.cau.de/~starrost/akens.htm).

Der Arbeitskreis steht Fachleuten, LaienforscherInnen und allgemein Interessierten gleichermaßen offen.

Arbeitskreis zur Erforschung des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (AKENS e.V.), E. Colmorgen, Plöner Str. 27, 24148 Kiel, Tel. 0431/728968, e-mail: AkenseV@aol.com