Aus dem Kieler Rat

Gansel Germanicus ­ letzter Akt

Rat beschloß Namen "Germaniahafen Gaarden"

Nun ist es beschlossene Sache. Laut Beschluß der Ratsversammlung vom 11.6. gegen die Stimmen der Bündnisgrünen wird das Hafenbecken an der Hörnbrücke "Germaniahafen Gaarden" heißen, "gerade noch pünktlich zur Kieler Woche", so der OB befriedigt. Bereits am 4.6. hatte der Bauausschuß dem Namensvorschlag Gansels zugestimmt, sozusagen legitimiert durch ein TED-Plebiszit, veranstaltet von den "Kieler Nachrichten". Der Ortsbeirat Gaarden hatte den Namen zwar mit knapper Mehrheit abgelehnt, aber, so Gansel als Begründung sich über dieses Votum hinwegzusetzen, "auf eigene Vorschläge verzichtet" (LinX berichtete). Die Begründung des OB für den Namen blieb gleich. Er dokumentiere die "wechselvolle Geschichte" des Standorts am Ostufer. Auf die soll laut Ergänzungsantrag der SPD auf einer Tafel explizit hingewiesen werden.


"Bombastischer Name" ­ Der "Germaniahafen" (Foto: jm)

Lutz Oschmann (B 90/Grüne) kritisierte, daß "die SPD eingeknickt ist und sich zu dem bombastischen Namen durchgerungen hat". Er verwies darauf, daß der Ostring, der vor 1945 "Germania-Ring" geheißen habe, aus gutem Grund umbenannt worden sei, übrigens auf Betreiben des damaligen SPD-Oberbürgermeisters Andreas Gayk. Der heutige OB denkt da anders, schließlich hat die heutige SPD ja auch kaum noch etwas mit der Gayks zu tun. "Namen sollen möglichst unumstritten sein", ermahnte er nochmal die Kritiker und freute sich über die "breite Zustimmung von SPD, CDU und SUK". Vielleicht laufe ja mal die "Germania IV" in den Hafen ein, die sei "grün gestrichen", witzelte der OB. Und als die grüne Fraktionsvorsitzende Edina Dickhoff Gansel ein letztes Mal fragte, warum der Hafen denn nicht zutreffender "Germaniawerft-Hafen" heißen solle, antwortete Gansel genervt, das sei "ein Zungenbrecher". Man solle endlich einsehen, daß der Name "nichts mit Germanien" zu tun habe.

Daß dem doch so ist, zeigte Gansel jedoch nicht zuletzt in der Begründung seines Antrags zur Namensgebung. "Durch die Konversion eines hauptsächlich dem Kriegsschiffbau dienenden Geländes zu einem Hafenbecken für Segelboote und Jachten wird die Geschichte zugleich aufgehoben." So soll es sein. Geschichte soll "aufgehoben", ausgelöscht werden, um nahtlos an Kaisers Großdeutschland anschließen zu können. Das "Wechselvolle" zwischen diesem und dem wiedermal Großdeutschland von heute steht ja dann im Kleingedruckten der Hinweistafel. Und die liest hoffentlich niemand, denn sonst könnte ihm oder ihr aufgehen, wie fruchtbar der germanische Schoß noch ist.

(jm)