Betrieb & Gewerkschaft

Tischler weiter im Streik

In Schleswig-Holstein geht der Streik im Holz- und Kunststoffhandwerk in seine vierte Woche. In Kiel wurde am Montag noch in zwei Betrieben gestreikt, in Neumünster war es einer. In Lübeck wird der Betrieb des Verhandlungsführers der Unternehmer weiter bestreikt. In einer Reihe anderer Betriebe ist es bereits zum Abschluß von Haustarifverträgen gekommen. In Hamburg, wo ebenfalls gestreikt wurde, gehen die Tischler seit Montag letzter Woche wieder arbeiten. Allerdings wurde dort der Streik nur ausgesetzt, um wieder zu verhandeln.

Anlaß der Auseinandersetzungen ist das Vorgehen der Handwerksbetriebe. Deren Dachverband für Schleswig-Holstein und Hamburg hatte zum 1.8. einen Vertrag mit einer kleinen christlichen Gewerkschaft abgeschlossen und Verhandlungen mit der DGB-Gewerkschaft Holz und Kunststoff (GHK) verweigert. (LinX berichtete.) Diese wollte das nicht auf sich sitzen lassen, organisiert sie doch ca. 30% der Beschäftigten des Gewerbes, während die christlichen im Norden faktisch keine Mitglieder haben.

Die Handwerksmeister haben, indem sie sich diesen Minipartner aussuchten, praktisch mit sich selbst verhandelt, meint der Kieler GHK-Geschäftsführer Michael Börngen. Der neue Vertrag bedeute gegenüber den bisherigen Regelungen eindeutige Verschlechterungen bei Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Daneben, so Wolfgang Lorenz von der Hamburger GHK, gehe es den Unternehmern aber auch darum, die Gewerkschaft aus den Betrieben zu verdrängen. Er kann auf das Beispiel des Elektrohandwerks verweisen, wo es bereits seit einigen Jahren keine Tarifverträge mit der IG Metall mehr gebe. Für die Gewerkschaftsmitglieder wirke der alte Tarifvertrag dort zwar nach, wie es auch bei Holz und Kunststoff der Fall sei. Dadurch, daß er aber nicht mehr angepaßt werde, seien die Gesellen nach und nach gezwungen, individuelle Verträge zu akzeptieren, wenn sie Lohnerhöhungen haben wollen.

Ursprünglich hatte man bei der GHK gehofft, mit den Streiks wieder einen Flächentarifvertrag durchsetzen zu können. Doch davon mußte inzwischen abgegangen werden. Stattdessen wurden mit den einsichtigeren Handwerkern Hausverträge abgeschlossen. Die, so Börngen, schreiben die alten Regelungen im wesentlichen fest, u.a. auch die 100%ige Lohnfortzahlung bei Krankheit. Über möglichst viele Einzelverträge hoffen Börngen und Lorenz dann in Zukunft doch wieder zu einem für alle Betriebe gültigen Vertrag zu kommen.

(wop)