KERNspalte

Soviel zur Sicherheit einer Endlagerung in Salzstöcken: Im "Versuchsendlager" Asse bei Wolfenbüttel kam es vor kurzem zu Laugeneinbrüchen. In dem ehemaligen Salzbergwerk strahlt der gesamte zwischen 1967 und 1978 in der BRD angefallene schwach- sowie auch ein beträchtlicher Anteil mittelradioaktiver Müll vor sich hin. Um einen eventuellen Wassereinbruch auszuschließen, werden dort seit 1995 die leerstehenden Hohlräume an der Südwestflanke mit flüssigem Salz aufgefüllt. Obwohl in den benachbarten Bereichen die atomaren Abfälle lagern, wurde diese Verfüllung nach bergrechtlichem Verfahren genehmigt, d.h. eine Bürgerbeteilligung und ein Langzeitsicherheitsnachweis konnten umgegangen werden. Die damalige niedersächsische Umweltministerin Griefhahn rechtfertigte sich mit der Behauptung, daß keine Probleme mit Salzlaugeneinbrüchen zu erwarten seien. Überraschung also - oder: Versuch mißglückt! Laut Landesgrünen hätten sich damit die grundsätzlichen Bedenken gegen die Einlagerung von Atommüll in Salzstöcken bestätigt. Sie fordern außerdem eine sofortige Unterbrechung der Auffüllarbeiten, bis eine Klärung der Ursachen und Wechselwirkungen erfolgt ist.

Eine gute Aussicht auf Entsorgung ihrer abgebrannten Brennelement haben hingegen die AKW-Betreiber im süddeutschen Raum. Das befürchten zumindest KernkraftgegnerInnen aus Obrigheim. Ende Oktober erteilte das baden-württembergische Wirtschaftsministerium die Genehmigung für ein externes Zwischenlager beim Kernkraftwerk Obrigheim. Es soll Platz für 980 Brennelemente bieten und weist damit, zumindest allein auf das KWO bezogen, eine deutliche Überkapazität auf. Das KWO besitzt eine interne Lagerkapazität von 230 Brennelementen; die Reaktorkernladung besteht aus 97 Brennelementen; pro Jahr werden 31 davon ausgewechselt.

Auch für das AKW in Stade bietet sich ein Ausweg für die aktuellen Lagerengpässe an: PreussenElektra besitzt nämlich ein "mobiles Zusatzgestell" mit einer unbefristeten Genehmigung nach § 7 des Atomgesetzes. Das haben jüngst die Grünen in Niedersachsen herausbekommen. Der Einsatz des Gestells kann nach Zustimmung durch die Atomaufsichtsbehörde, d.h. durch das niedersächsische Umweltministerium, erfolgen, unter der Voraussetzung, daß es keine anderen Entsorgungsmöglichkeiten gibt und der Betreiber die Schwierigkeiten beim Abtransport nicht selbst veschuldet hat. Das bedeutet, mit den zwölf noch gebliebenen Lagerplätzen im internen Lager und den 42 Plätzen des Einsatzgestelles können die 48 Brennelemente ausgewechselt werden, und Stade läuft ohne Behinderungen (?) bis zur nächsten Revision im Jahr 2000.

Genaugenommen dürfte das niedersächsische Umweltministerium dem Einsatz des Gestells allerdings nicht zustimmen, denn tatsächlich sind die Betreiber selbst an den "Schwierigkeiten" schuld, da sie für den Skandal um die verseuchten Atombehälter und somit für das Transportverbot von abgebrannten Brennelementen mitverantwortlich sind. Aber wer nimmt es in der Atomlobby schon so genau? Außerdem ist den Koalitionsvereinbarungen der neuen Bundesregierung zufolge der Entsorgungsengpaß kurzfristig eh aufgehoben, da der Bau von Zwischenlagern auf dem Betriebsgelände (vgl. LinX Nr. 22) favoritisiert wird.

(us)