In eigener Sache

Weniger oder Mehr?

Auswertung des LinX-Fragebogens

Im Oktober haben wir erstmalig versucht, mit einem Fragebogen Meinung und Lesegewohnheiten unserer Leserinnen und Leser zu erkunden. Nach einigem Nachhaken kamen 20 Fragebögen zurück. Das hört sich nicht gerade nach viel an und dürfte bei ca. 86 Abonnenten und geschätzten 200 bis 250 Konsumenten einer Quote von etwas unter 10% entsprechen. Mit Sicherheit kann das Ergebnis nur bedingt als repräsentativ gewertet werden, zumal davon ausgegangen werden muß, daß diese Fragebögen vom engagierteren Teil der Leserschaft ausgefüllt wurden. Wir wollen dennoch eine Auswertung wagen.

Zunächst fiel uns auf, daß die Männer etwas auskunftsfreudiger waren als die Frauen. 70% der Antworten gingen auf ihr Konto, während sie unter den Abonnenten "nur" 61% ausmachen. Und mit einem Durchschnittsalter von ca. 40 bewegen wir uns schon fast auf PDS-Niveau zu.

Unerwartet hoch fällt die Schnittmenge mit dem "Gegenwind" aus: 35% lesen ihn regelmäßig. Wir fühlen uns damit in unserem Vorschlag zur Zusammenarbeit bestätigt, der darauf hinausläuft, uns in der "LinX" auf die aktuelle Berichterstattung zu konzentrieren und Hintergrundberichte eher an den "Gegenwind" oder - je nach Thema - auch an die "enough is enough" abzugeben, die allerdings nur 20% regelmäßig lesen. (Dieses Konzept ist natürlich nicht auf alle Themen anwendbar. Solche, die zu unserem besonderen Profil als lokale sozialistische Zeitung gehören, wollen wir nicht unnötig vernachlässigen.) Für unsere Leserinnen und Leser spielt jedenfalls, wie die Umfrage ergab, Aktualität eine wichtige Rolle, die zugleich der "LinX" auch von den meisten bereits bescheinigt wird.

Interessant an den Lesegewohnheiten der LinX-Gemeinde ist weiter, daß nur eine Minderheit von 25% überregionale linke Zeitungen liest, dafür aber 75% die "Kieler Nachrichten". Letzteres deckt sich ganz gut mit dem herausragenden Stellenwert, den für die allermeisten Kommunales hat. Auf die Frage, welche Artikel und Rubriken der letzten vier Ausgaben besonders interessant waren, bekamen Ratssplitter mit 16 und Lokales mit 14 mit Abstand die meisten Nennungen. Bei der Benotung bekamen die Themen "Rathaus" und "Kommunales" die Durchschnittsnoten 2 und 3, was uns natürlich freut, was aber auch mit anderem darauf hindeutet, daß ein bißchen mehr Berichterstattung über das lokale Geschehen außerhalb des Rathauses gewünscht ist. (Immerhin Zweien steht zuviel über den Rat in der "LinX".)

Mit 13 Nennungen kommen übrigens die Kommentare im Interesse gleich hinter den kommunalen Themen. Die nächsten auf der Hitliste sind Gewerkschaftsticker und Internationales mit jeweils acht und Termine mit sechs. Kultur und Kernspalte fanden nur jeweils drei besonders interessant. Angesichts dessen, daß einige die mangelhafte Trennung von Meinung und Nachricht in manchem Artikel monieren (wozu es in der Redaktion unterschiedliche Anschauungen gibt), könnte die Beliebtheit der Kommentare ja vielleicht dazu führen, daß wir in Zukunft vermehrt auf diese Form zurückgreifen.

Ähnlich wie die Redaktion selbst empfindet auch die Mehrheit der Leserinnen und Leser die Artikelauswahl oftmals willkürlich und vermißt mitunter wichtige Themen und die Fortsetzung (Follow-up). Leider können wir aber diesbezüglich wenig versprechen, da wir langsam an unsere personellen Grenzen stoßen. Mehr Aktive in der Redaktion sind herzlichst willkommen (Kontakt und Redaktionssitzung siehe Impressum). Ein bißchen erstaunt und freudig überrascht sind wir, daß nur eine Minderheit von 25% die LinX zu trocken fand. Über die Frage, ob viele Artikel zu lang sind, gehen die Meinungen sehr auseinander. Wir werden uns auf jeden Fall bemühen, einen besseren Mix aus Meldungen und Artikeln hinzubekommen.

Angesichts klammer Finanzen und einer drohenden Preiserhöhung war für die Redaktion auch beruhigend, daß unser Blättchen bisher von niemanden als zu teuer angesehen wird. Für zehn war eine Erhöhung immerhin akzeptabel, während acht eine auf acht Seiten reduzierte "LinX" gegebenenfalls vorziehen würden. Keiner und Keine kreuzte allerdings an, das Abo ggf. kündigen zu wollen. Wir müssen in den nächsten Wochen sehen, was wir aus diesen Informationen machen.

An einem Thema haben sich erwartungsgemäß die Geister gespalten: Internationales. Knapp der Hälfte, nämlich neun war es zuviel, acht fanden es aber besonders interessant und vergaben die Durchschnittsnote zwei. Damit ist die Leserschaft ähnlich gespalten wie die Redaktion. Während die einen oftmals den regionalen Bezug vermissen, ist den anderen Internationalismus für eine sozialistische Zeitung unverzichtbar. Viel hat der Unmut sicherlich auch mit der Asienberichterstattung zu tun, was darauf verweist, daß es stark divergierende Einschätzungen über die Bedeutung der Region und der dortigen Entwicklung gibt.

Der Fall zeigt zumindest sehr deutlich, was sich auch bei anderen Themen wie "Betrieb und Gewerkschaft" oder "Kultur" abzeichnet, nämlich, daß es extrem unterschiedliche Interessen und Erwartungen gibt. Wenig dienlich wäre also ein "Weg damit!", wie es bei manchem durchklingt. Vielmehr müssen sich Redaktion und Leser mit dem Gedanken anfreunden, daß es kaum jemanden gibt, den alles interessiert.

Die Bereiche "Frauen" und "Jugend" kamen mit einer Durchschnittsnote von 4, d.h. "ausreichend", unserer Meinung nach zu gut weg. Wir hätten uns selbst eher die Note 5, d.h. "mangelhaft", gegeben.

Als Fazit läßt sich neben dem bereits Gesagtem ziehen, daß "LinX" mehr vom lokalen und kommunalen Geschehen außerhalb des Rathauses, mehr über Landespolitik und mehr aus der und über die Kieler Linke berichten sollte. Und natürlich endlich mal über Frauen- und Jugendthemen, aber besonders hier sind wir dringend auf Unterstützung angewiesen.

(wop)