KERNspalte

Im August 1994 wurden 400 g Plutonium in einer Lufthansamaschine von Moskau nach München geschmuggelt, der Kolumbianer Torres und seine spanischen Komplizen wurden mittlerweile verurteilt. Der eingesetzte Plutonium-Untersuchungsausschuß hat jetzt seine Beweisaufnahme beendet. Ergebnis: schwammig, Drahtzieher unbekannt, Konsequenzen: keine.

Plutonium befindet sich auch noch in der Atomfabrik von Hanau, allerdings sind es hier über 2 Tonnen. Am 30.1. erteilte das hessische Umweltministerium die letzte Teilgenehmigung für das "Leerfahren" des seit 6 Jahren stillgelegten Brennelementewerks. Um das verbliebene Plutonium transportfähig zu machen, wird der Betrieb vorübergehend, das heißt vermutlich für 3 Jahre, wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu den über 300 Personen, die Einwendungen einreichten, ist die Werksbelegschaft nach Angaben des Siemens-Sprechers Rainer Jend erleichtert, da 200 Arbeitsplätze vorerst gesichert seien. Angesichts vergangener Vorfälle gerade in jener Atomfabrik (vgl. LinX 1/98) kann mensch sich über diese Erleichterung nur wundern. Mindestens 568 kg des hochgiftigen Plutoniums müssen noch besonders aufwendig verarbeitet werden, und das in der mit einem 5 mm dünnen Metalldach unzureichend gegen Flugzeugabstürze gesicherten Anlage. Aber keine Bange, das Verteidigungsministerium gab jüngst in Bezug auf die Gorlebener Castor-Scheune bekannt, daß durch das "gelegentliche" Überfliegen des Zwischenlagers eine Gefährdung für die Bevölkerung nicht gegeben sei. Wir wissen ja, daß ein GAU auch nur alle 100.000 Jahre vorkommt. War da nicht was in der Nähe von Tschernobyl? - Beton drüber! Und der Rest ist abwaschbar.

Übrigens brachte das bisher zutreffendste Argument gegen die Prüfung von anderen Entsorgungsstandorten neben Gorleben der stellvertretende Vorsitzende der CSU Bundestagsfraktion (und Vorsitzende des Plutoniumschmuggel-Untersuchungsausschusses) Gerhard Friedrich vor. Bei einem Wahlkampfbesuch im Wendland meinte er, dann werde auch "woanders Terror gemacht".

Und während das Rätselraten um den nächsten Castortransport weitergeht (Vorstandsmitglied der RWE-Energie AG, Hubeck: noch im Frühjahr; Innenminister von Niedersachsen, Glogowski: nicht mehr in diesem Jahr), warnt das Gesundheitsamt im Landkreis Lüchow-Dannenberg davor, Holz von Eisenbahnschwellen anzuzünden. Da diese mit Teeröl getränkt seien, entstünden bei der Verbrennung hochgiftige Stoffe; das Holz müsse hingegen ordnungsgemäß entsorgt werden. - So sei es!

(us)