KERNspalte

Für die niedersächsische Antiatombewegung setzt das Ergebnis der Landtagswahl in Hannover keine neuen Zeichen. Schon in der letzten Legislaturperiode beschritt die Mehrheitsregierung der SPD mit den Konsensgesprächen und dem Vertrag mit der GNS (vgl. LinX 3/98) einen Weg, der an den einstigen Ausstiegsbestrebungen der rosa Partei vorbeiführt. Diesmal haben sowohl SPD als auch Grüne schon vor der Wahl betont, daß ein Ausstieg aus der Atomenergie nur vom Bund aus realisierbar sei.

Während die Vorbereitungen des Widerstandes gegen den Ende März geplanten Castor-Transport ins Zwischenlager nach Ahaus auf Hochtouren laufen, hat das Innenministerium in Schwerin ein atomares Zwischenlager in Lubmin genehmigt, in dem vorwiegend Reststoffe aus den stillgelegten AKWs Greifswald und Rheinsberg eingelagert werden sollen.

Die Nachwirkungen des letzten Transportes ins Zwischenlager Gorleben im März 1997 treffen nun auch einige LehrerInnen im Wendland. Die Bezirksregierung Lüneburg hat in 52 Fällen Verfahren wegen ungenehmigten Fernbleibens vom Dienst eingeleitet. Die betroffenen Lehrkörper aus Lüchow-Dannenberg müssen damit rechnen, daß Ihnen die Bezüge gekürzt werden. Vorausgegangen war eine Aufforderung an alle Schulen, die Fehlzeiten während des Castortransportes zu melden. Insgesamt seien 268 Stunden ausgefallen, meinte das Kultusministerium. Ob der Unterricht in allen Fällen aufgrund des Fernbleibens der LehrerInnen ausfiel oder wegen Schülermangels nicht stattfand, teilte das Ministerium jedoch nicht mit.

"Positive Erkenntnisse" aus Gorleben meldet das BfS (Bundesamt für Strahlenschutz): Die Wahrscheinlichkeit, daß ausreichend homogenes Steinsalz im Salzstock Gorleben vorliegt, habe sich erhöht. Welch eine Aussage! Daß es sich jedoch nicht um das ursprünglich anvisierte Steinsalz aus der älteren Straßfurt-Serie handelt und ein Hauptanhydrit die Struktur unterbricht wird verschwiegen (genauere Informationen erhältlich). Jedenfalls wurde bei den sog. geowissenschaftlichen "Erkundungsbohrungen" bisher die bescheidene Menge von 370.000 Tonnen Salz gefördert.

Im Gartower Forst bohren dürfen demnächst auch die Salinas GmbH und der Graf von Bernstorff. In den nächsten Tagen wird das Bergamt Celle einen Rahmenbetriebsplan genehmigen. Obwohl anschließend noch die Genehmigung des Hauptbetriebsplanes erfolgen muß, ist den AntragstellerInnen die Förderung von Salz in diesem Gebiet grundsätzlich erlaubt. Dies ist als ein weiterer Vorstoß gegen die Enteignungsbestrebungen der Atommafia zu werten.

Nur am Rande wurde von einem erneuten Unfall in der britischen Wiederaufbereitungsanlage Sellafield berichtet. Es wurden ja auch gerade einmal 2 Arbeiter verstrahlt und die Anlage nur vorübergehend evakuiert, weil ein mit radioaktiven Filterabfällen gefüllter Behälter platzte. Angaben zur Strahlenstärke sind gar nicht zu erhalten. Vermutlich besteht wie immer keine Gefahr für die Umgebung.

Angesichts dessen wird das makabre Vorgehen der Atommafia bezüglich der Crashtests von Castoren noch deutlicher: Aufgrund der zu hohen Kosten (schade, daß die AKW Betreiber die Polizeieinsätze zum Schutz der Castoren nicht selber bezahlen müssen, dann könnte mensch ja auch den Transport sparen - oder letztendlich die AKWs?) wurde darauf verzichtet, den Castor V/52 zu testen, der für den Transport nach Ahaus erstmals eingesetzt wird. Der Geschäftsführer der Essener Gesellschaft für Nuklear Service, Wolfgang Hawickhorst, hält die Crashtest-Ergebnisse von anderen Typen für ausreichend: "Wenn ich einen roten VW-Käfer teste, dann gilt das Ergebnis ja auch für einen grünen." Ein äußerst geistreicher Vergleich, nur handelt es sich bei einem Käfer nicht gerade um einen Gefahrengutbehälter, und die Castor-Typen unterscheiden sich nicht primär in ihrer Farbe.

(us)