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Die größten Jobkiller in Deutschland

Arbeitsplatzvernichtung wurde oft genug beschrieben und wir können die Gründe dafür eigentlich nicht mehr hören. Trotzdem sollte man sich vor Augen führen, welche Ausmaße der Verlust regulärer Arbeitsplätze in Deutschland angenommen hat. Deshalb in der Folge eine Zusammenstellung der schlimmsten und dreistesten Jobkiller:

Deutsche Telekom

Absoluter Spitzenreiter der Job-Killer-Tabelle ist die Telekom. Im Rahmen eines umfangreichen Personalumbaus müssen in den nächsten drei Jahren 32.000 Mitarbeiter gehen. Das wird den Konzern insgesamt 3,3 Milliarden Euro kosten, die unter anderem in Abfindungszahlungen fließen. Seit seiner Privatisierung 1995 hat der ehemalige Staatskonzern im Durchschnitt 10.000 Stellen pro Jahr gestrichen. Im Frühjahr 2004 wurde ein Beschäftigungspakt mit den  Arbeitnehmer- vertretern vereinbart, wonach die Telekom bis Ende 2008 bei 120.000 Mitarbeitern in der Dachgesellschaft und der Festnetzsparte auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Ausgenommen von der Regelung sind allerdings die übrigen Sparten T-Systems, T-Mobile, T-Online und die Festnetzabteilung T-Com.


In Kiel protestierten am 12.12.2005 120 Beschäftigte in einer Mittagspausenaktion gegen den angekündigten Abbau von 32.000 Arbeitsplätzen bei der Deutschen Telekom.

VW

VW Europas größter Autobauer will 10.000 Stellen einsparen. Die erst ein Jahr zuvor ausgehandelte Beschäftigungsgarantie bis 2011 als Gegenleistung für eine zweijährige Tarif-Nullrunde wird somit zur Farce. Bereits seit einigen Jahren ist es Strategie des Hauses, möglichst viele Mitarbeiter aus dem  arbeitnehmer- freundlichen Haustarifvertrag hinaus zu komplimentieren. Dabei war es gerade VW, die sich mit der Auto 5000 GmbH als Instrument der Arbeitsplatzsicherung verstanden, trotz einer deutlich kargeren Entlohnung der Angestellten.

DaimlerChrysler

Der DaimlerChrysler-Konzern will offenbar bis 2008 weitere 7.500 Arbeitsplätze im Fahrzeugbau streichen. Die Planung sieht vor, dass in der Mercedes Car Group, in der die Marken Mercedes-Benz, Smart und Maybach zusammengefasst sind, insgesamt 14.000 Stellen entfallen sollen. Erstmals soll es jetzt auch in der Nutzfahrzeugsparte, die noch von einer guten Konjunktur profitiert, zu Stellenstreichungen kommen. DaimlerChrysler will sich innerhalb der nächsten drei Jahre in dieser Sparte von 2.000 Mitarbeitern trennen.

Deutsche Bank

Deutsche Bank Gewinnmaximierung bei gleichzeitiger Personalminimierung heißt die Maxime von Bankchef Josef Ackermann, mit der er unfreiwillig in die Schlagzeilen gelangte. Trotz Rekordgewinn wurde kürzlich der Abbau von 6.400 Stellen weltweit angekündigt, davon zwischen 1.900 und 2.400 in Deutschland. Begründung: Eine so große Bank müsse jedes Jahr mindestens 25 Prozent Rendite einfahren.

KarstadtQuelle

Erst Missmanagement und jetzt die große Rettungsaktion: Der krisengeschüttelte Warenhaus- und Versandkonzern wird für die geplante Sanierung rund 5.500 Stellen abbauen. Der neue Vorstandschef Thomas Middelhoff strukturiert eifrig um. Dabei stößt er nicht nur unrentable Teile ab, sondern endlich auch unrentable Spitzenverdiener.

HypoVereinsbank

Seit 2001 sind bei der HypoVereinsbank bereits 8.000 Arbeitsplätze gestrichen worden. Ihren jüngsten Plan nennt die Bank „Anpassung an die Mengengerüste“ und will bis zu 2.400 Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Seit der Übernahme durch Unicredit sind noch höhere Zahlen im Spiel, bis zu 4.200 Mitarbeiter müssen um ihren Job bangen.

Opel

Erst verkündete Mutterkonzern General Motors einen großen Quartalsgewinn, zwei Monate später folgte die Ankündigung, bei der deutschen Tochter Opel 9.500 Arbeitsplätze zu streichen. Das bringt die Kollegen in Bochum im Oktober 2004 auf die Barrikaden. Inzwischen ist nach erheblichen Protesten immerhin nur noch von 4.000 Stellenstreichungen in Bochum die Rede.

Siemens

Vor knapp zwei Jahren kündigte Siemens an, in der Handysparte massiv Stellen zu streichen. Mit spürbaren Ergebnissen: In zwei Werken wurde die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich auf 40 Wochenstunden erhöht. Inzwischen ist die Handysparte verkauft. Beim IT-Dienstleister SBS sollen 2.400 Stellen wegfallen, weiterer Arbeitsplatzabbau ist im Kommunikationsbereich geplant. In den kommenden eineinhalb Jahren sollen dort deutschlandweit 2.860 Stellen wegfallen.
 

AEG

Nach 83 Jahren ist Schluss. Der Mutterkonzern Electrolux wird das traditionsreiche AEG-Werk in Nürnberg schließen. Nach Informationen des Wirtschaftsdienstes „Reuters“ soll die Produktion von Haushaltsgeräten nach Polen und Italien verlagert werden. 1.750 AEG-Mitarbeiter werden bis Ende 2007 ihren Job verlieren.

Infineon

Lange hofften die Mitarbeiter, dass ihr Chipwerk in Neuperlach nicht geschlossen wird. Nun läuft die Produktion 2007 aus - 800 Beschäftigte stehen auf der Straße. Für das Dresdner Werk wurden im Sommer 2005 vage Kürzungen von „60 bis 470 Stellen“ avisiert. Die ersten Schritte dieser Art sind das nicht, 2002 strich Infineon bereits 1.600 Arbeitsplätze.

Samsung

Frechheit siegt: Samsung hat 30 Millionen Euro Subventionen für fünf Jahre Arbeitsplatzsicherung in Berlin kassiert, bekommt vom Land eine eigene Fachhochschule gestellt und hält es nicht einen Tag länger als vertraglich notwendig in Berlin aus. Von asiatischer Bescheidenheit des koreanischen Weltkonzerns keine Spur. Zum 31.12. soll das Werk in Oberschöneweide geschlossen werden - mit einem drohenden Verlust von 750 Arbeitsplätzen. Damit schafft es Samsung zwar nicht in die Liste der größten Jobkiller, setzt aber einen Trend.

Trotz Rekordgewinnen entlassen Firmen immer mehr Arbeitnehmer und haben stets die gleiche Begründung: „Wir müssen konkurrenzfähig bleiben.“ Und schieben nach: „Die Globalisierung zwingt uns zum Abbau von Arbeitsstellen.“   Für Jobsuchende wie Arbeitende ist das niederschmetternd, doch die globale Wirtschaft fühlt sich damit pudelwohl und lobt Deutschland. Das britische Wirtschaftsblatt „Economist“ feierte Deutschland auf seinem Titelbild, in einer Studie der Weltbanktochter IFC gilt die Bundesrepublik als eines der reformfreudigsten (Platz 5) und der unternehmensfreundlichsten (Platz 19) Länder weltweit. Doch viele Reformen scheinen vor allem den Unternehmen zu nützen, weil sie zu billigeren Konditionen einstellen und ihr Drohpotenzial immer weiter wächst.  So lange der Konsum weiter dahindümpelt, werden Arbeitsplätze vernichtet. Sie hängen in der Mehrheit von der Binnennachfrage ab, auf die die Politik am ehesten Einfluss nehmen könnte. Die multinationalen Konzerne werden derweil die Lohnkonkurrenz im eigenen Haus pflegen – und weiter Stellen aus Deutschland abziehen.

(CSK)