Hintergrund: Schulpolitik in der BRD
Bildung auf dem Abstellgleis
Die SDAJ hat sich bereits auf dem Bundeskongress 1997 SchülerInnenpolitk als Schwerpunkt gesetzt. Damals wie heute standen besonders die Rotstiftpoltik, das School sponsoring und die Elitebildung im Mittelpunkt. Und doch hat sich seitdem einiges geändert. Vieles ist noch schlimmer, kaum etwas besser geworden. Manches hätten wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht ausmalen können. Die Lernmittelfreiheit ist mittlerweile in den meisten Bundesländern Geschichte. Bis zu 100 Euro müssen SchülerInnen zu Beginn des Schuljahres mitbringen, wenn sie am Unterrichtsgeschehen teilnehmen wollen. In Berlin müssen sie nochmal 20 Euro drauflegen um überhaupt Kopien ausgehändigt zu bekommen. Immer wieder kommt es auch vor, dass Eltern einen externen Lehrer finanzieren um ihren Kindern den Französischunterricht bis zum Abitur zu ermöglichen. Der Staat hat sich fast komplett aus seiner Verantwortung zurückgezogen und erfüllt seinen Bildungsauftrag nur noch da, wo es sich nicht vermeiden lässt. In die Lücke springen Vertreter aus der Industrie. School sponsoring ist längst kein vereinzeltes Phänomen mehr. Viel mehr wissen die meisten Schulen gar nicht mehr wie sie ohne die Aufwendungen ihren Etat bestreiten sollten. Dafür müssen sie mit der wachsenden Abhängigkeit leben, die sich zwangsläufig aus der Situation ergibt. Das geht manchmal ganz unverblümt. Beispielsweise hat sich eine Berliner Schule im Kooperationsvertrag mit der GASAG verpflichtet, dem Thema Energieversorgung einen besonderen Platz einzuräumen um an die Geldtöpfe zu kommen.
Dabei geht die Einflussnahme ansonsten weitgehend unbemerkt von statten. Durch private Stiftungen, versteckte Passagen in Kooperationsverträgen oder Werbeplakate in Schulen ist zwar deutlich zu erkennen, dass die private Wirtschaft an den Schulen angekommen ist. Doch der Prozess ist eher eine schleichende Abhängigkeit und die langsame aber gründliche Unterordnung des Schulsystems unter die kapitalistische Profitlogik, mit allen damit verbundenen Nachteilen. Für jeden spürbar werden scheinbar unwichtige Fächer wie Geschichte, Philosophie oder Kunst immer weiter in den Hintergrund gedrängt. Die SchülerInnen sollen fitgemacht werden für den kapitalistischen Verwertungsprozess, ohne altmodische Werte wie Humanismus etc. Doch in dieser System gibt es viele Verlierer. Denn nicht alle kommen in den Genuss von Sponsorengeldern oder andere großzügige Förderung. Ganze Schulzweige sind von diesem Geldsegen ausgeschlossen.
Nirgendwo entscheidet sich so früh wie in Deutschland, welcher Platz dir in der Gesellschaft zugedacht ist. Durch das dreigliedrige Schulsystem werden Kinder nach der 4. bzw. 6. Klasse aussortiert. Für einen großen Teil bedeutet die Schulwahl schon das gesellschaftliche Aus. Denn eine Förderung ist für schwache Schüler im deutschen Schulsystem nicht vorgesehen. Stattdessen werden Klassen für sogenannte praktisch begabte Jugendliche eingeführt. Das bedeutet, dass nicht mehr der Versuch unternommen wird, sie auf ein Niveau zu heben, auf dem sie noch eine gewisse Chance auf dem Arbeitsmarkt zu haben. Vielmehr kommt man ihnen scheinbar entgegen, in denen man ihnen klarmacht, dass sie nur den allergeringsten Anforderungen entsprechen können. Ohne das Engagement vieler Lehrkräfte in diesem Bereich schlecht machen zu wollen: für die SchülerInnen in den Praxisklassen ist es meist nur eine erste Station auf dem langen Weg der Warteschleifen.
In Großbritannien ist man da schon deutlich weiter. Durch Schulrankings
wurden dort die Schulen ausfindig gemacht, die den Mangel am schlechtesten
verwalten. Diese Schulen wurden an private Bildungsanbieter verkauft. Das
ist im internationalen Vergleich allerdings die elegantere Variante sich
solcher Schandflecke zu entledigen. In den USA wurden die Schulen, die
in den Rankings schlecht abgeschnitten hatten zur Strafe der Geldhahn komplett
abgedreht. (SDAJ)