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Kommentar:

Krieg gegen Zivilisten

Mehreren zehntausend irakischen Zivilisten hat seit 2003 Krieg und Besatzung das Leben gekostet. Zum Beispiel: US-Soldaten erschossen am 26. Mai an einer Straßensperre eine schwangere Frau und deren Schwester. Die Frau war kurz vor der Entbindung und ihr Bruder, der überlebte, fuhr sie ins Krankehaus. Im Dunkeln war er jedoch falsch abgebogen und auf einen US-Militärstützpunkt zugefahren.Mit sehr viel guten Willen kann man das noch als tragischen Unfall bezeichnen, aber selbst der Premierminister von US-Ganden Nuri al Maliki spricht von weit verbreiteter Gewalt, die die Besatzungstruppen (nicht nur die US-amerikanischen) gegen Zivilisten ausüben würden. Zivilisten würden einfach auf Verdacht getötet.Mit Sicherheit kein tragischer Unfall, sondern ein regelrechtes Massaker war, was sich im November in der irakischen Stadt Haditha ereignete. US-Soldaten durchsuchten, nach dem einer ihrer Kameraden von einer Bombe getötet wurde, Wohnhäuser und erschossen dabei 24 Menschen, darunter Greise, Frauen und Kinder.Während der Fall noch für Schlagzeilen sorgt werden ähnliche Vorfälle jüngeren Datums bekannt. Im März haben US-Einheit in Ischaki angeblich einem AL-Kaida-Mitglied aufgelauert und ein Haus unter Beschuss genommen. Die irakische Polizei sprach hinterher von fünf toten Kindern und sechs Erwachsenen, die alle mit Kopfschüssen getötet worden seien. Erst vor wenigen Tagen wurden in Kerbela, südlich von Bagdad, fünf Menschen bei einer Razzia durch US-Soldaten getötet, darunter eine Frau mit ihrem sieben Monate alten Baby.

Auch in Afghanistan führen sich die Besatzer nicht viel anders auf: Am 29. Mai verursachte ein US-Militärkonvoi in Kabul einen Verkehrsunfall, bei dem mindestens ein Iraker starb. Als sich daraufhin eine wütende Menge die Soldaten mit Steinen bewarf, feuerten diese auf die Unbewaffneten und töteten vier weitere Menschen.

Bleibt anzumerken: Die Besatzer im Irak werden weiter über deutsche US-Stützpunkte versorgt, ohne dass sich die Berliner Regierung daran stören würde. In Afghanistan beteiligt man sich gar an der Besatzung, und zwar auch mit der Eliteeinheit KSK, die wahrscheinlich in Kampfhandlungen verwickelt sind. (Die Regierung hält nach wie vor Einzelheiten geheim. Näheres weiß wahrscheinlich der Kieler SPD-Abgeordnete Hans-Peter Bartels, der im Verteidigungsausschuss sitzt.)  (wop)