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Zurück zur 35-Stunden-Woche bei VW?

Mehr Arbeit ohne Lohnausgleich

Nach mehr als zwölf Jahren will sich Volkswagen von der Vier-Tage-Woche verabschieden und zur 35-Stunden-Woche zurückkehren. Die ArbeitnehmerInnen sollen aber trotz längerer Arbeitszeit nicht mehr Geld verdienen. Der Einstieg in die längere Arbeitszeit könne schrittweise erfolgen, erklärte VW-Personalvorstand Horst Neumann am 12. Juni nach einem vierstündigen Gespräch mit der IG Metall in Hannover. Die Gewerkschaft lehnte die Pläne ab und erinnerte an bestehende Tarifverträge.

"Der Weg dorthin muss noch weiter ausgearbeitet werden", sagte Neumann über die geforderte längere Arbeitszeit. Ein Stufenmodell sei möglich. Auf die Frage, ob trotz der Arbeitszeitverlängerung weiter 100.000 Arbeitsplätze bei VW in den westdeutschen Stammwerken erhalten bleiben können, sagte der Personalvorstand: "Das wird sehr, sehr schwer werden". Allerdings könnten neue Modelle für zusätzliche Beschäftigung sorgen. "Wir wollen das eine oder andere Auto neu auf den Markt bringen", kündigte er an.

Bei VW gilt seit 1994 die Vier-Tage-Woche mit einer Arbeitszeit von 28,8 Stunden. Das Modell war damals in einer Absatzkrise vom früheren Personalvorstand Peter Hartz eingeführt worden, um die Entlassung von 30.000 MitarbeiterInnen zu verhindern. Allerdings wurden die Löhne damals nicht so stark gesenkt wie die Arbeitszeit. Die Arbeitskosten des Autobauers liegen heute 20 Prozent höher als bei der Konkurrenz.

Keine Verhandlungen

IG Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine wies die Vorschläge in Bausch und Bogen zurück: "Es wird keine Tarifverhandlungen mit VW geben", sagte er. Meine fragte sich, was angesichts der schon bestehenden Überkapazitäten mit den MitarbeiterInnen passieren solle, wenn jetzt die Arbeitszeit auch noch verlängert wird. VW verlangt seit Monaten massive Kostensenkungen in den sechs westdeutschen Werken. Dazu soll auch Personal abgebaut werden. Bei Europas größtem Autobauer stehen bis zu 20.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel. Vor zwei Wochen hatte der Konzern  Abfindungs- prämien bis zu 250.000 Euro pro Mitarbeiter angeboten. Betriebsbedingte Kündigungen sind bei VW bis 2011 ausgeschlossen.

Es zeigt sich erneut, dass die MitarbeiterInnen für die Fehler der Konzernleitung einstehen sollen. Zwar mussten Peter Hartz und seine ‚Freunde’ ihre hochbezahlten Posten räumen, weil sie sich Privatreisen, Bordellbesuche und Edelhuren aus der Firmenkasse  ge- nehmigten, die neue Führungsspitze verfährt jedoch auch nach dem bewährten Muster und droht mit Arbeitsplatzabbau im großen Stil. Der Tarifvertrag bietet derzeit noch Schutz vor Entlassung, aber die betroffenen KollegInnen sind massivem Druck ausgesetzt, denn das Jahr 2011 ist nicht weit und nur wenige Beschäftigte werden bis dahin das Rentenalter erreichen. Das Argument „Wir haben zuviel Personal, deshalb müssen alle länger arbeiten“ leuchtet keinem denkenden Menschen ein. Bei dieser Logik ist es umso wichtiger, dass Gewerkschaft und Betriebsrat in den bevorstehenden Gesprächen deutlich machen, wo die Ursachen für die wirtschaftliche Schieflage des Konzerns zu suchen sind und dass es keine Lösung auf dem Rücken der Beschäftigten geben wird. Die betroffenen KollegInnen sind ohnehin stinksauer und werden ihre Rechte zu verteidigen wissen.

   (CSK)