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Nazis am Kieler Hauptbahnhof:

"Ihr könnt nach Hause gehn..."

Am 1. Juli starteten 21 Faschisten um den Kieler NPD-Chef Hermann Gutsche einen erneuten Versuch, in der Kieler Innenstadt zu demonstrieren. Wieder war die Hetze gegen das alternative Kulturzentrum “Alte Meierei” der offizielle Anlass dieses Versuches. Die Demonstration wurde nicht genehmigt; es blieb der Versuch, am Hauptbahnhof eine anderthalbstündige Kundgebung durchzuführen. Unter den Augen und zahlreichen Kameras von mindestens zwei Hundertschaften Polizei sorgten gut zweihundert AntifaschistInnen dafür, dass von den Ansprachen der Nazis nichts zu verstehen war. Wieder hat sich nach sehr kurzfristiger Information und Mobilisierungszeit die Reaktionsschnelligkeit der antifaschistischen Szene in Kiel bewährt. Von den UnterstützerInnen der “Alten Meierei” wurde schnell und flächendeckend plakatiert. Der Runde Tisch gegen Rassismus und Faschismus in Kiel veröffentlichte ein Flugblatt, das noch am Rande der antifaschistischen Aktion am Hauptbahnhof sehr guten Absatz fand. Durch zeitgleiche Veranstaltungen am selben Tag waren bewährte antifaschistische Kräfte anderweitig gebunden, aber noch von einer ver.di-Versammlung im Legienhof begaben sich etliche TeilnehmerInnen nach Versammlungsschluss zum Bahnhof, um an der antifaschistischen Veranstaltung  teilzunehmen. Ver.di Kiel-Plön bekräftigte erneut die Unterstützung für die Arbeit des Runden Tisches und die Aktionen, die auf eine  Verhinderung von Nazi-Aufmärschen und -Kundgebungen hinzielen. Faschismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen - das bleibt unsere Losung. Stadtverwaltung und Polizei können sich darauf einstellen, dass auch in Zukunft jeder Versuch, den Faschisten  öffent- lichen Raum zur Verfügung zu stellen, auf Widerstand stoßen wird. Die Stadt wäre gut beraten, keine solchen Versuche zu genehmigen; mögen die Nazis auch vor Verwaltungsgerichten Recht bekommen, so wäre ihnen damit unter anderem die Durchführung von  Geheim- Aktionen erschwert. Zu solchen Aktionen dürften die Ordnungsbehörden in keinem Fall die Hand reichen. Innerhalb der Behörden gibt es dazu offenbar widerstreitende Ansichten (und entsprechend widersprüchliches Verhalten), und von Nazi-Seite gibt es Überlegungen bzw. entsprechende Angebote, den Behörden einen Verzicht auf breite Mobilisierung zu signalisieren, wenn andererseits die Stadt nichts nach außen dringen lässt – mit der Etablierung wiederkehrender Einsätze mit eher geringer Beteiligung wären die Nazis in Kiel fürs erste wohl zufrieden. Die Stadt müsste sich endlich deutlich dazu bekennen, dass sie faschistische Aufmärsche grundsätzlich wegen ihrer  Inhalte ablehnt (und nicht wegen irgendwelcher „Gefahrensituationen“, für deren Entstehen den Nazi-GegnerInnen die Schuld  zuge- sprochen wird) und dass sie die Mobilisierung von Gegen-Öffentlichkeit für wünschenswert hält.

Sorgen wir gemeinsam dafür, dass unsere Stadt ein schlechtes Pflaster für Faschisten bleibt !!

D.L.