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Kommentar:

Immer mehr Öl ins Feuer

Man wird in diesen Tagen den Eindruck nicht los, dass die Regierungen der „westlichen Wertege-
meinschaft“ mit aller Gewalt daran arbeiten, den angeblichen „Zusammenstoß der Zivilisationen“ zur selbsterfüllenden Prophezeiung zu machen. Aus dem Irak kommen immer neue Meldungen von erschossenen Gefangenen und anderen Verbrechen der US-amerikanischen Besatzer gegen die  Zivilbe- völkerung. Folter und Misshandlungen von Gefangenen durch die US-Streitkräfte sind an der Tagesordnung. In Afghanistan gehen die Kämpfe unterdessen weiter, und offenbar haben es die NATO-Truppen inzwischen geschafft, die Bevölkerung ziemlich gründlich gegen sich aufzubringen.

Und dann noch Israels Krieg in Gaza und im Libanon. Ohne jede Rücksicht auf Zivilisten wird drauf los geschossen. In den letzten beiden Juliwochen sind in Gaza 120 und im Libanon über 700 Menschen gestorben, zumeist Zivilisten. Die Krankenhäuser Gazas seien voll mit verbrannten Kindern, schreibt die israelische Zeitung Ha'aretz. In Israel wurden in der gleichen Zeit mehrere Dutzend Zivilisten durch Raketen der Hisbollah getötet. Im südlibanesischen Dorf Kana starben bei einem einzigen israelischen Angriff zwischen 30 und 40 Zivilisten, darunter viele Kinder. Israel habe die Zivilisten zum Verlassen des Gebiets aufgefordert. Wer blieb, sei Terrorist, meinte der israelische Justizminister. Aus Berlin und Washington wird Israel zur „Mäßigung“ aber nicht zum Waffenstillstand aufgefordert.

Unterdessen geht an der „Heimatfront“ die Hetze gegen Einwanderer munter weiter. In Deutschland reden die christlichen Parteien von Integration, lassen aber nichts unversucht, Einwanderer zu drangsalieren und zu kriminalisieren. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Manches: Der reaktionäre Mief in der Union und sein islamistisches Gegenstück geben sich alle Mühe, die verschiedenen Konflikte zu einem einzigen Kulturkampf zu verrühren. Erfolg haben sie damit nicht nur am deutschen Stammtisch, sondern auch bei einigen desperaten Migrantenkids der zweiten und dritten Generation. Je weniger Linke und soziale Bewegungen eine attraktive Alternative zum realexistierenden Raubtierkapitalismus anbieten können, desto mehr gewinnen religiöse und andere reaktionäre Deutungsmuster der gesellschaftlichen Konflikte an Einfluss. Das gilt hier, wie im Nahen Osten. 


(wop)

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