Zwei Betriebsratsmitgliedern wurde fristlos gekündigt
Die Firma Porto Sparen im Norden
(PSIN) ist der größte private Briefdienstleister in Schleswig-Holstein.
Beschäftigt sind über 120 KollegInnen, die in den Niederlassungen
Schleswig, Rendsburg, Neumünster und Kiel tätig sind. Die Firma
wirbt mit der besonderen Wettbewerbsfähigkeit und verschweigt dabei,
dass dies durch skandalöse Arbeitsbedingungen auf Kosten der Belegschaft
geschieht. Es existiert eine undurch-
sichtige und manipulative Stücklohnbezahlung.
Rechnet man diese auf eine normale Einkommensbasis um, so liegt der Verdienst
für einen “Spitzenverdiener” bei etwa 4,00 Euro und für einen
“Durchschnitts-
verdiener” bei etwa 2,00 Euro pro
geleisteter Arbeitsstunde. Die Bezahlung basiert ausschließlich auf
der Basis zugestellter Sendungen. Erfolglose Zustellversuche, z.B. weil
der Empfänger nicht angetroffen wurde, gehen zu Lasten der Beschäftigten.
Urlaubsnormen sowie die Verpflichtung zur Lohnfortzahlung im Krankheitsfalle
werden ignoriert und/oder durch dubiose Machenschaften (z.B. Unterbrechung
von Arbeitsverhältnissen) unterlaufen.
Aber nicht nur die Löhne und Arbeitsbedingungen sind skandalös auch die verfassungsmäßig geschützten Gewerkschaftsrechte werden nicht nur ignoriert, sondern offensiv in Frage gestellt. So wird z. B. die betriebliche Weitergabe von gewerkschaftlichen Informationen sanktioniert. Die Beschäftigten haben trotz Behinderung am 03.07.06 einen Betriebsrat gewählt.
Am 6.8.06 wurde der Arbeitgeber
zur Aufnahme von Tarifverhandlungen aufgefordert. Diese und andere Gesprächsangebote
wurden arbeitgeberseitig ignoriert und verweigert. Am 16.09.06 haben die
KollegInnnen erstmals mit einer befristeten Arbeitsniederlegung demonstriert,
dass sie nicht streikwütig, aber nötigenfalls streikbereit sind.
Nach der Aktion „Wir wehren uns“ und der Forderung nach Abschluss
branchenüb-
licher Tarifbedingungen ist
eine betriebliche Eskalation eingetreten. Statt auf die Beschäftigten
zuzugehen, hat die Geschäftsführung ohne Angabe von Gründen
zwei Betriebsratsmitgliedern fristlos gekündigt.
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Auf diese vordemokratische Willkürmaßnahme reagieren die Beschäftigten am 21.09.06 mit einer erneuten Warnstreikmaßnahme. „Die Firmenleitung nimmt keine Rücksicht auf die Kunden, wenn es um die Beibehaltung der skandalösen und vordemokratischen Arbeits- bedingungen geht. Wer, wie die Firma PORTO SPAREN IM NORDEN, im 21. Jahrhundert Arbeitsbedingungen aus dem vorletzten Jahrhundert etablieren will, darf sich über eine weitere Zuspitzung des betrieblichen Konfliktes nicht wundern“, sagte der für den Post- und Speditionsbereich im Norden zuständige ver.di – Landesfachbereichsleiter, Wolfgang Abel. Gerade weil wie hier ein Tarifvertrag verweigert wird, zeigt es sich deutlich, wie richtig die Forderung nach einem gesetzlichen Mindestlohn ist.