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Stolpersteine in Kiel

Am 11. Oktober verlegte der Kölner Künstler Gunter Demnig in Kiel die ersten „Stolpersteine“, die die Erinnerung an von den  Hitler- faschisten ermordete Menschen wach halten soll. Dort, wo sie einmal gewohnt haben. Die ersten 15 Steine in Kiel sind jüdischen Menschen gewidmet. (Siehe letzte Ausgabe der LinX.)

Als Vertreter der Stadt übermittelte Bernd Heinemann das Grußwort der Oberbürgermeisterin Angelika Volquartz. Darin heißt es: „Die Landeshauptstadt Kiel ist sich ihrer Verantwortung gegenüber den jüdischen Opfern des Nationalsozialismus und deren Angehörigen und Nachfahren bewusst. Es sind tiefe Narben in der Kieler Bevölkerung entstanden. Die jüdische Gemeinde Kiels wurde nahezu  ausgelöscht. Bis 1933 hatte es in Kiel eine blühende jüdische Gemeinschaft gegeben. Es gab eine Synagoge, Betstuben, einen Friedhof, Rabbiner und Religionslehrer sowie viele jüdische Geschäfte. Dieses reiche Kulturgut ist durch die Gräueltaten der Nationalsozialisten geschändet, zerstört und vernichtet worden.

Bei uns liegt die Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht! Dieser Verantwortung stellen wir uns einmal mehr mit den Stolpersteinen. Wiedergutmachen können wir nicht.“

Bei uns liegt die Verantwortung, dass so etwas nie wieder geschieht – in der Tat. Wenn die Stadt das in ihrer Politik antifaschistischen Initiativen gegenüber und bei Nazi-Aufmärschen nicht regelmäßig vergäße, wären wir ein gutes Stück weiter. Das soll hier nicht weiter erörtert werden. Hier geht es um die Einschränkung: „… gegenüber den jüdischen Opfern“.

Ohne jede Einschränkung ist das Setzen von Stolpersteinen für jüdische Opfer zu begrüßen. Kiel ist die 186. Stadt in Deutschland, in der es Stolpersteine gibt – und vielerorts ist der Kreis der Nazi-Opfer, die so ins Bewusstsein der EinwohnerInnen zurückgeholt werden, erheblich weiter gezogen. Homosexuelle, Sinti und Roma, Sozialisten und Kommunisten und andere werden auf diese Weise  berück- sichtigt. Im Gegensatz zu Heinemann und Volquartz machten Pastor Joachim Liß-Walter – Vorsitzender der Gesellschaft für  christlich- jüdische Zusammenarbeit – und Gunter Deming selbst deutlich, dass ihnen an einer Beschränkung auf  eine bestimmte „Opfergruppe“ keinesfalls gelegen ist. Herr Liß-Walter erwähnte in seiner Ansprache ausdrücklich die Initiative der ver.di-Jugend, die darauf abzielt, dass auch in Kiel entsprechend verfahren wird.

Unser Anliegen – das Anliegen der Menschen, die sich in der Arbeitsgruppe zusammengefunden haben, die sich in der Regel in den Räumen der ver.di-Jugend trifft und zu der man über das Jugendbüro (Legienstr. 22) in Kontakt treten kann  (susanne.schoettke- @verdi.de) – ist es zunächst, dass sich die Stadt auch ganz ausdrücklich zu ihrer Verantwortung allen Opfern des Hitlerfaschismus gegenüber bekennt. Auf der Abendveranstaltung am 11.10. mochte sich Frau Gerecht vom Kulturamt auf eine entsprechende Forderung aus dem Publikum hin nicht äußern. Sollten die Widerstände gegen ein solches Bekenntnis anhalten, wird sich der Arbeitskreis  unab- hängig von der Stadt mit dem Künstler in Verbindung setzen.

Das nächste Treffen der Stolpersteine-AG ist am 1. November um 18 Uhr im ver.di-Jugendbüro.

D.L.