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Auftakt zu Anti-AKW-Protesten:

Brunsbüttel stilllegen!

Unter dieser Forderung demonstrierten am 4. November ca. 400 Teilnehmer vor dem Tor des Atomkraftwerkes in Brunsbüttel. Über vier Stunden lang blockierten die Demonstranten das Tor mit Transparenten und einem Lautsprecherwagen, der auch als Bühne diente.
Die Stimmung war trotz des Dauerregens gut und es gab Reden von Robin Wood, aus dem Wendland und von X-tausendmal quer. Dazwischen gab es Protestlieder und ein Aktionstheater in dem Problematisiert wurde, ob die Menschen in der Lage sind ihre Erfahrungen mit dem Atommüll über eine Million Jahre weiterzutragen.

Jochen Stay von der Aktionsplattform X-tausendmal quer betonte, mit der Debatte um die Laufzeitverlängerung gehe es in eine neue Runde im gesellschaftlichen Streit um die Atomkraft. Gerade jetzt sei es besonders wichtig, den Unternehmensinteressen der  Energie- riesen auf der Straße die Stirn zu bieten. Die bundesweiten Proteste gegen die von der HypoVereinsbank und der Deutschen Bank geplanten Überlegungen zur Finanzierung eines bulgarischen Atomkraftwerks, mit der die beiden Banken zum Abbruch ihrer  Ver- handlungen bewegt werden konnten, hätten dies gezeigt. Der Castor-Transport am kommenden Wochenende (ab dem 11.11.) biete dazu erneut Gelegenheit.

In dem Aufruf des Aktionsbündnisses zur Demonstration in Brunsbüttel heißt es: „Die Stromkonzerne Vattenfall und E.on haben im 'Atomkonsens' unterschrieben, das AKW Brunsbüttel an der Unterelbe bis spätestens 2009 stillzulegen. Für alle Menschen im Umfeld des Pannenreaktors bedeutet diese Frist schon ein zu großes Risiko. Doch jetzt wollen die Betreiberfirmen Vattenfall und E.on sich nicht einmal mehr an diese Vereinbarung halten. Mit Unterstützung der CDU soll die Laufzeit – also die Zeit der immensen Gefahren - weiter verlängert werden.

Uns reicht es! Wir fordern: Stoppt das AKW Brunsbüttel jetzt! Wir belassen es nicht bei der Forderung, sondern wir werden uns aktiv dafür einsetzen, dass der Reaktor endlich vom Netz geht.“

Das Atomkraftwerk Brunsbüttel machte in den vergangen Jahren immer wieder aufgrund zahlreicher Störfälle und Betriebsfehler auf sich aufmerksam. Der wohl schwerste Unfall ereignete sich im Dezember 2001, als eine Rohrleitung in unmittelbarer Nähe zum  Reaktor- druckbehälter durch eine Wasserstoff-Explosion vollständig zerstört wurde. Die Betreiberfirma Vattenfall ließ die Anlage ohne eine genaue Überprüfung der Schäden in Betrieb. Erst durch ein Eingreifen der Aufsichtsbehörde konnte ein Herunterfahren des Reaktors erzwungen werden.

Nachdem das schwedische Atomkraftwerk Forsmark, welches auch von Vattenfall betrieben wird, im Juli 2006 aufgrund eines Störfalls in der Notrstromversorgung knapp einer Havarie entging, kamen erneut Zweifel an der Sicherheit auf. Die Frage lautete, ob die Vorfälle in Forsmark auch auf deutsche AKW übertragbar seien. Laut einem Bericht der Deutschen Umwelthilfe ist die in Brunsbüttel  ver- wendete Notstromversorgung auf Betriebsstörungen schlechter vorbereitet als die Anlage in Forsmark.

Trotz der Vereinbarungen des Atomkonsenses gilt die Zusage von Vattenfall, das Kraftwerk 2009 stillzulegen, nun nicht mehr. Denn in der in den vergangenen Monaten erneut aufflammenden Debatte um eine Renaissance der Atomenergie sehen die Betreiber eine Chance, Laufzeitverlängerungen für ihre Reaktoren zu erzielen. Auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU) spricht sich für eine Verlängerung der Laufzeiten von Atomkraftwerken aus. "Der Strompreis in Schleswig-Holstein könnte sinken, wenn das Atomkraftwerk Brusnbüttel länger als 2009 am Netz bleibt", sagte Austermann den Lübecker Nachrichten.

Brunsbüttel - ein runderneuertes Atomkraftwerk?

Kaum ein anderer Reaktor in Deutschland musste so häufi g auf Grund von Pannen und Störfällen vom Netz genommen werden wie das AKW Brunsbüttel. Seit Inbetriebnahme kommt es immer wieder zu Schnellabschaltungen. Vattenfall deutet diese enorme Störfallserie einfach um: Wenn alle Teile schon einmal ausgetauscht wären, könne ja von einem runderneuerten AKW gesprochen werden, so die Betreiber. Doch geblieben ist das marode Herz der gesamten Anlage: der Reaktordruckbehälter. Er ist der strahlungsbedingten Versprödung am stärksten ausgesetzt.

Am 14. Dezember 2001 gab es im Reaktor Brunsbüttel eine Wasserstoffexplosion. Dabei wurde eine Rohrleitung auf einer Länge von etwa drei Metern in unmittelbarer Nähe zum Reaktorkern zerfetzt. Die Reaktorprüfer der schleswig-holsteinischen Atomaufsichtsbehörde kamen nach einer Kontrolle im Februar 2002 „leichenblass“ (Der Spiegel) aus dem Inneren des Reaktors zurück.

Brunsbüttel - Normalbetrieb  ist bereits ein Störfall

• In der Nähe von Atomkraftwerken besteht ein erhöhtes Auftreten von Krebskrankheiten, insbesondere bei Kindern. Auch im „Normalbetrieb“ werden ständig radioaktive Stoffe und Strahlung freigesetzt.

• Für den hochradioaktiven Atommüll, der Tag für Tag in jedem Atomkraftwerk entsteht, gibt es weltweit kein sicheres Endlager. Wir vermachen dieses strahlende und tödliche Erbe unseren Nachkommen.

• Die Gewinnung des „AKW-Brennstoffs“ Uran hat katastrophale Folgen für Mensch und Umwelt in den Abbaugebieten.

• Atomenergie und Atombombe sind siamesische Zwillinge: Die Herstellung des Bombenstoffs Plutonium wäre ohne den Betrieb von Atomkraftwerken nicht möglich.

All das ist lange bekannt, all das ist immer noch richtig, all das ist immer noch Grund genug, die Atomanlagen sofort vom Netz zu nehmen. Doch die Atomlobby versucht, Atomkraft wieder gesellschaftsfähig zu machen, auch mit dem Argument des Klimaschutzes. Dagegen hilft nur eine umfassende Energiewende. Mit Effi zienzsteigerung, erneuerbaren Energien und Energiesparen – ohne die Steinzeittechnologie Atomkraft. Wir fordern fehlertolerante Technologien, da Mensch und Technik nicht unfehlbar sind, wie die Beinahe-Kernschmelze im schwedischen AKW Forsmark im Juli 2006 erneut gezeigt hat. Auch in Brunsbüttel ist das Notkühlsystem nach Äußerung der Aufsichtsbehörde nicht auf dem neuesten Stand von Wissenschaft und Technik.

   (indymedia, uws)