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Moderne Sklaverei:

Arbeitnehmermobilität à la McDonald’s

Pünktlich zu der von der EU-Kommission am 14. September veranstalteten Konferenz „Mobilität der ArbeitnehmerInnen – die Rolle der Sozialpartner“ lancierte McDonald’s in Brüssel im Beisein von EU-Kommissar Spidla seinen „McPassport“. Ziel dieses Passes soll es sein, den Beschäftigten von McDonald’s eine höhere berufliche Mobilität in Europa zu ermöglichen. Die Bedingungen, unter denen McDonald’s Beschäftigte diese Mobilität eingehen sollen, sind folgende:

• Reisekosten: müssen von den Beschäftigten getragen werden

• Unterkunft: muss von den Beschäftigten selbst gesucht und bezahlt werden

• Kranken- und Reiseversicherung: von den Beschäftigten selbst zu tragen

• Arbeitserlaubnis: von den Beschäftigten selbst zu besorgen

• Arbeitsplatz im Herkunftsland: muss gekündigt werden, kein Recht auf Rückkehr

• Arbeitsplatz im Gastland: muss selbst gesucht werden, keine Garantie, eine Anstellung in einem McDonald’s Restaurant zu finden

• Beschäftigungsbedingungen: keinerlei Übertragbarkeit von Ansprüchen aufgrund von Betriebszugehörigkeit, etc.

In dem McPassport weist McDonald’s ausdrücklich jegliche Verantwortung für fehlgeschlagene Versuche, in einem anderen Land eine Beschäftigung in einem McDonald’s Restaurant zu finden, zurück, und wünscht seinen Beschäftigten schlicht und einfach „viel Glück“!

Für EFFAT (Europäische Föderation der Gewerkschaften des Lebens-, Genussmittel-, Landwirtschafts- und Tourismussektors und verwandter Branchen) ist das ein Beispiel von sozialer Nicht-Verantwortung eines transnationalen Konzerns, der alle Unsicherheiten und negativen Aspekte von grenzüberschreitender beruflicher Mobilität den Beschäftigten aufbürdet, und dies auch noch als innovative Massnahme zur Förderung langfristiger Entwicklungsmöglichkeiten junger Arbeitnehmer/innen verkaufen will.

„Die Möglichkeit, seinen Arbeitsplatz aufzugeben, und auf eigene Kosten und auf eigenes Risiko in ein anderes Land zu gehen und dort eine Beschäftigung zu suchen, gibt es heute schon. Was ist also so innovativ an dieser Maßnahme?“ fragt Kerstin Howald, EFFAT Tourismussekretärin. „Normalerweise tragen Unternehmen, die ihre Beschäftigten zu einer grenzüberschreitenden beruflichen Mobilität innerhalb des Unternehmens ermutigen wollen, auch die Verantwortung für die sozialen Rahmenbedingungen dieser Mobilität.“

Es scheint sich hier in erster Linie um eine geschickte PR-Maßnahme des Unternehmens zu handeln. McDonald’s versucht, durch ein Aufspringen auf den Mobilitäts-Zug (Europäisches Jahr der Mobilität der Arbeitnehmer 2006) sein schlechtes soziales Image aufzupolieren. Angesichts der hohen Fluktuation von Beschäftigten im Gastgewerbe und der relativ kurzen durchschnittlichen Beschäftigungsdauer der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in den Unternehmen macht die Einführung eines Qualifikationspasses auf Unternehmensebene wenig Sinn. Im Rahmen von Ausbildung und beruflicher Tätigkeit erworbene Kompetenzen müssen über die Grenzen der Unternehmen hinaus übertragbar sein und anerkannt werden. Darum ist die sektorielle, unternehmensübergreifende Ebene der angemessene Ort für die Erarbeitung und Anwendung eines Qualifikationspasses.Angesichts der positiven Worte, die Kommissar Spidla für den McPassport fand, fragen wir uns: Ist dies die Form von Arbeitnehmermobilität, welche die Kommission befürwortet und fördert?

(csk nach einer NGG-Pressemeldung)