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ver.di: Widerstand gegen Telekom-Zerschlagung

Die Deutsche Telekom steht unter dem massiven Druck

• einer nach wie vor asymmetrischen Regulierung, die das Unternehmen massiv im Wettbewerb benachteiligt und  beschäftigungs- politische Ziele vernachlässigt;

• einer hemmungsloser werdenden Finanzwelt, die anstatt die Infrastrukturleistung die Höhe des Aktienkurses zum Unternehmenszweck erklärt;

• einer wachsenden Verdrängungskonkurrenz mit ruinösen Marktpreisen;

• von Managementfehlern der Vergangenheit, die Servicemängel hervorgebracht haben.

Kunden wenden sich ab, Umsätze brechen ein. Die Beschäftigten sollen die Fehlentwicklungen ausbaden, geht es nach dem Willen des Managements. Der Vorstand will Löhne senken, Unternehmensteile verkaufen, Standorte schließen, weitere Arbeitsplätze vernichten, Arbeitszeiten verlängern, Belastungen steigern, Arbeit verlagern, Mitbestimmungsrechte abbauen und sich noch stärker sozialer  Verant- wortung entziehen, um den Interessen der Finanzwelt gefällig zu sein. Niemand soll ungeschoren davonkommen. Der Vorstandsvor- sitzende hat in seiner „Neujahrsbotschaft“ gegenüber allen Beschäftigten unverhohlen und provokativ eine Kürzung der Einkommen und Verschlechterung der Arbeitsbedingungen angedroht.

Den Anteilseignern wird trotz der Umbrüche und trotz reduzierter Umsatzerwartungen eine Rekorddividende versprochen, die mit den Belastungen der Beschäftigten und ihrer Familien finanziert werden soll. Bei der T-Com soll eine ebenso tiefgreifende wie zweifelhafte Organisation gegen die Interessen der Beschäftigten durchgedrückt werden, obwohl die laufenden Umorganisationen der Vergangenheit sowohl Servicegüte wie Personal nach wie vor belasten. Mit der Gründung von T-Service-Gesellschaften wird vorrangig die Absicht verfolgt, Gehälter und Arbeitsbedingungen der Beschäftigten in Call-Centern und im Service zu verschlechtern.

In den letzten Wochen wurden bereits Standorte der Vivento Customer Services verkauft mit der Folge, dass die Löhne mittelfristig auf ein Billiglohnniveau gedrückt werden. Die Auslagerung von Leistungen der T-Systems ins Ausland, der geplante Verkauf der Media Broadcast und des Desk-Top-Services und das Vorhaben, die VTS zu verkaufen, lassen die Absicht erkennen, die Deutsche Telekom zu zerschlagen. Der Service der Deutschen Telekom wird damit nicht besser. Mit der Bedrohung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann der Service nicht verbessert und können keine Marktanteile zurück gewonnen werden.

Bereitschaft zur Mitarbeit an Maßnahmen zur Serviceverbesserung

ver.di ist bereit, an einer Verbesserung des Service der Deutschen Telekom mitzuwirken. Zufriedene Kunden und zufriedene Beschäftigte sind ein Schlüssel für die Zukunft des Unternehmens.

ver.di ist bereit, hierzu einen Beitrag zu erbringen, z.B. durch:

• Regelungen für beschäftigungssichernde Langzeitkonten zum Auffangen von Kapazitätsschwankungen

• Mitarbeit an der Schaffung von servicefördernden Arbeitsabläufen und –bedingungen, die Qualität und Erreichbarkeit verbessern

• Mitarbeit an der service- und mitarbeiterorientierten Gestaltung funktionsfähiger IT-Systeme

• Mitwirkung am Ausbau der Innovationskraft des Unternehmens

Widerstand gegen die Pläne der Telekom

ver.di verurteilt die Angriffe auf die Beschäftigten der Deutschen Telekom aufs Schärfste und kündigt Widerstand an. Alle  Handlungs- möglichkeiten sollen genutzt werden, um das Management vom Irrweg abzubringen und stattdessen motivierende Arbeitsbedingungen sowie einen besseren Service zu erreichen.

ver.di wird Widerstand leisten

• gegen die Ausgründung des T-Service und der Call-Center

• gegen die Verlängerung der Wochenarbeitszeit

• gegen weitere Auslagerungen und den Verkauf von Unternehmensteilen

• gegen den Abbau bestehender Löhne und Arbeitsbedingungen

• gegen weitere Standortschliessungen

Auslagerungsschutz verhandeln

Hält der Telekom-Vorstand an seinen verhängnisvollen Absichten fest, ist ein Konflikt vorprogrammiert. ver.di wird seine Schutzfunktion für die Beschäftigten in Verhandlungen mit dem Unternehmen wahrnehmen und auch nicht vor einem begleitenden Arbeitskampf zurückschrecken.

Tarifvertraglicher Auslagerungsschutz

ver.di erhebt in diesem Fall die Forderung nach einem Tarifvertrag Auslagerungsschutz (Sozialtarifvertrag), um die vom Arbeitgeber mit der Ausgründung beabsichtigten Verschlechterungen der Arbeits- und Entgeltbedingungen abzuwehren. Gleichzeitig fordert ver.di die Volltarifierung aller geplanten Gesellschaften auf hohem Niveau, falls an der Auslagerung festgehalten wird. Die Wahrung der Interessen der Beamtinnen und Beamten ist ausdrücklicher Bestandteil der Auseinandersetzung. ver.di wird die Beamten auch beim Gesetzgeber nachdrücklich vertreten.

Beschäftigungspolitisches Stabilitätskonzept

Verdi fordert das Management der Deutschen Telekom darüber hinaus auf, die Zukunftspläne nicht gegen, sondern mit den Beschäftigten zu entwickeln. Dazu muss ein beschäftigungspolitisches Stabilitätskonzept verwirklicht werden.

Hierzu gehören:

• der Verzicht auf betriebsbedingte Entlassungen;

• der Stopp des Verkaufs von weiteren Konzern- und Unternehmenseinheiten;

• ein Auslagerungsschutz;

• die Rücknahme der Pläne, weitere Arbeitsplätze zu vernichten;

• eine Sicherung der Beschäftigungsbedingungen;

• konzernweite Standortsicherheit und wohnortnahe Arbeitsplätze;

• langfristige Sicherung von 4 000 Ausbildungsplätzen und Weiterbeschäftigung von allen Nachwuchskräften;

• die Senkung der Vergabe der Arbeitsleistungen an andere Unternehmen zur Sicherung der eigenen Beschäftigung, Reduktion von Leih- und Zeitarbeit; die Sicherung der betrieblichen Mitbestimmungsstrukturen.

Telekom-Vorstand hält an eigenen Plänen fest

Der Vorstand der Deutschen Telekom schlägt offensichtlich das Kooperationsangebot der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) zu einer gemeinsamen Serviceoffensive aus und hält an den Umbauplänen zulasten der Beschäftigten fest. Das geht aus einem aktuellen Schreiben hervor, das gegenwärtig an die Beschäftigten versendet wird. „Offenbar sucht die Unternehmensführung die Konfrontation mit den eigenen Beschäftigten und der Gewerkschaft. Damit gerät die Arbeitsfähigkeit des gesamten Unternehmens ernsthaft in Gefahr“, sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder in einer ersten Reaktion.

In dem Schreiben bekräftigt die Unternehmensführung ihre Absicht, an der Gründung der umstrittenen T-Service-Sparte festzuhalten. Gleichzeitig heißt es dort, die Telekom sei „in vielen Teilen zu teuer“. Deshalb müssten „Anpassungen der bestehenden Tarifverträge“ erreicht werden, bezogen auf eine Verlängerung der Arbeitszeit auf „mindestens 38 Stunden“ sowie eine Absenkung der Löhne.

Massiver Widerstand gegen Auslagerungspläne und Lohnkürzungen

Lothar Schröder sagte, der Brief an die Belegschaft verharmlose die eigentlichen Absichten, die für die Beschäftigten der Telekom und ihre Familien schwerwiegende Konsequenzen hätten. „Der Vorstand hat sich leider noch nicht der Erkenntnis gestellt, dass das  Unter- nehmen nur mit und nicht gegen die Beschäftigten zu retten ist“, bedauerte Schröder. Die Beteuerungen, dass mit der Ausgliederung keine Verkaufsabsichten verbunden seien, hält ver.di für unglaubwürdig. Schließlich würden bereits jetzt immer wieder  Unter- nehmensteile veräußert. Offensichtlich verfolge das Management das Ziel, den Konzern zu filetieren und reif zu machen für einen Teilverkauf.

Schröder kündigte den massiven Widerstand von Beschäftigten und ver.di gegen Auslagerungspläne und Lohnkürzungen an. „Eine  Zer- schlagung der Telekom ist mit uns nicht zu machen“, bekräftigte er.

csk nach ver.di-Pressemitteilungen