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Rente mit 67 – nein danke  -   Rente mit 60 , aber sofort

Genau so müsste die Orientierung heute aussehen, um dem Unbehagen des gesellschaftlichen Alltags eine  Nachdenk-Orientierung zu geben.

Überall in Europa, von Frankreich 1995 über Griechenland und Italien gingen immer wieder viele Menschen, alt wie jung, in den letzten Monaten und Jahren auf die Strasse, um eine Verschlechterung der Rentenzahlungen wie auch eine Verlängerung der offiziellen Lebensarbeitszeit zu verhindern. Selbst der Cavaliere, der Herrenreiter Berlusconi in Italien, schaffte es nicht, ein derartiges Gesetz durchzubringen, obwohl er es zweimal versuchte. In Frankreich 1995 waren es gerade die Eisenbahner, die sogar mit 55 Jahren in Rente gehen, die die Erhöhung des Rentenalters blockierten. In Frankreich beginnt die gesetzliche Rente mit 60 Jahren. Erinnern wir uns, in den 70er Jahren gehörte in jedes Gewerkschaftsprogramm die Verkürzung der Lebensarbeitszeit auf 60 Jahre, für Frauen schon auf 55 Jahre und eine garantierte Mindestrente.

Betrachtet mensch die Mobilisierungen im Januar und Februar 2007, dann drücken sich darin die Bereitschaft auf, etwas gegen dieses Verlängerungsgesetz machen zu wollen. Gerade aus den großen Betrieben wie bei Daimler in Stuttgart, bei Opel in Bochum oder auch bei VW in Wolfsburg haben Tausende an den Aktionstagen teilgenommen. Das Vertrackte  bei der ganzen Sache – die  Gewerk- schaftsoberen haben keinen Aktionsplan, um diese Bereitschaft der Kollegen auch wirklich in einen politischen Kampf mit wirksamen Aktionen zu verwandeln. Das spürt jede/r auf den Kundgebungen. Es wird viel geschimpft gegen die Regierung, aber kaum ein Gedanke noch mehrere Sätze zu den Taten, die notwendig sind, um diese GesetzesmacherInnen in Berlin in die Knie zu zwingen. Eher andersherum: die Sommer und Huber haben Sorge, dass sich aus den Demonstrationen eine Eigendynamik entwickelt, die zum wirklichen Kräftemessen mit den politisch Verantwortlichen in Berlin wird.

Und die Chance besteht real, denn überall gibt es Wut und Empörung über diese Gesetzesmaßnahmen. Und es entwickeln sich auch in einigen Städten soziale Initiativen gegen die Rente mit 67. Und genau das ist es eigentlich, was jetzt gefragt ist: Initiative und Fantasie von all denen, die es sich zutrauen und gleichzeitig aber auch den Blick über den lokalen Tellerrand richten. Dazu bietet sich gerade die Sonderseite des www.labournet.de an, denn hier werden die Berichte aus den Städten und Regionen gesammelt und hier gibt es viele praktische Anregungen. Sichtbar wird dabei auch, dass sich etwas bewegt. Jede/r muss seinen Anteil dazu beitragen. Versuchen wir es! Der März war für demokratische Bewegungen immer sehr belebend, das war schon vor vielen vielen Jahren in den Märztagen von 1848 in diesem land möglich, als die Arbeiter sich gegen den Kaiser und den Untertanengeist erhoben. Mal sehen, wie es dieses Mal läuft.
 
 

(Willi Hajek)