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Demonstration der AWO-Beschäftigten:

Die Grenzen zeigen

Am 24. März, wenn diese Zeitung bei den meisten hoffentlich im Briefkasten liegt, demonstrieren in Kiel die Beschäftigten der  verschiedenen Arbeiterwohlfahrt-Betriebe in Schleswig-Holstein. Bei denen ist die Wut groß über die Absichten des "Arbeitgebers" (der auch bei der AWO eher Arbeitnehmer heißen sollte). Nach dem mit tatkräftiger Mithilfe der Berliner PDS das Tarifsystem des  öffentlichen Dienstes geknackt worden ist, sind viele Bereiche, die sich bisher dort angelehnt hatten, inzwischen auf sich selbst gestellt. So auch die AWO, die inzwischen ganz postmodern und neoliberal in zahlreiche GmbHs zerlegt wurde. In den Tarifverhandlungen versucht die AWO-Leitung die Unerfahrenheit der beschäftigten mit Arbeitskämpfen auszunutzen und massive Gehaltskürzungen durchzudrücken. Doch offensichtlich hat man sich verrechnet. Anfang März gab es eine sehr kämpferische landesweite Betriebsversammlung, und wie es aussieht, hat das AWO-Management den Bogen überspannt. Im Aufruf der Vereinigten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di zur Demo heißt es:

"Nachdem die Verhandlungen über einen Tarifvertrag Soziales wieder aufgenommen wurden, war schnell klar, die Arbeitgeber wollen weiterhin deutliche Absenkungen unter dem Niveau des Tarifvertrages ÖD (Öffentlicher Dienst)! Wir beobachten seit Jahren, dass die Lebenshaltungskosten für ArbeitnehmerInnen ständig steigen, es gibt aber keine entsprechenden Lohnsteigerungen. Im Gegenteil: (...) Im sozialen Bereich sollen die Löhne sogar gesenkt werden! Daher wollen die Arbeitgeber schlechtere oder gar keine Tarifverträge. Oder Beschäftigte werden z.B. aus der Hauswirtschaft, Reinigung, Küche oder Verwaltung in sogenannte „Servicegesellschaften“ übergeleitet („Outsourcing“), um darüber die Löhne nochmals massiv zu senken. Das nehmen wir nicht hin!

Der Hintergrund dieser Verschlechterungen: Konkurrenz, Privatisierungen und Marktwirtschaft haben im sozialen Bereich Einzug  ge- halten. Die öffentliche Finanzierung wird immer stärker zurückgefahren, der Staat zieht sich aus der Verantwortung – Qualität ist nicht gefragt – es geht nur noch um Kostensenkungen. Gleichzeitig steigen die Arbeitsanforderungen: Immer weniger Beschäftige müssen immer mehr Arbeit leisten. Beschäftigung wird immer unsicherer: Viele KollegInnen werden nur noch befristet eingestellt. All das macht uns Angst und ärmer und bedroht unsere Zukunftsperspektiven. (...)

Unsere Forderungen:

• für einen Tarifvertrag Soziale Dienste ohne Lohnabsenkungen!

• der Tarifvertrag muss für alle Beschäftigten gelten – auch für die Tochtergesellschaften (Servicegesellschaften)

• mehr öffentliche Gelder für die soziale Arbeit!

Machen wir klar, wo unsere Grenzen sind!"

Demo-Auftakt: 12 Uhr, Alter Markt.