Manchmal muss man glauben, wir werden von Analphabeten regiert: Seit den 70er Jahren diskutieren Wissenschaftler öffentlich, dass die Verbrennung von Kohle und Erdölprodukten unser Klima gefährlich verändern wird. Seit 18 Jahren wird über internationalen Klimaschutz verhandelt. Bereits Anfang der 1990er Jahre hat eine Enquette-Kommission des Bundestags die Gefahren und naturwissenschaftlichen Zusammenhänge umfangreich dokumentiert. Vor 15 Jahren hat sich die internationale Gemeinschaft – die reale, bestehend aus über 170 Staaten, und nicht die eingebildete der NATO, die immer wieder im Namen der Zivilisation andere Staaten in die Steinzeit zurück bombt – in der UN-Klimarahmenkonvention darauf verständigt, dass gefährliche Klimaveränderungen verhindert werden müssen. Seit mindestens 12 Jahren ist klar, dass globale Klimaveränderungen nicht nur drohen, sondern bereits um uns herum ablaufen. Seit einigen Woche haben wir es schließlich schriftlich, dass nicht mehr allzu viel Zeit für eine radikale Kurswende in der Energiepolitik ist. Steigerung der Energieeffizienz und erneuerbare Energiequellen wie Wind und Sonne heißen die Zauberwörter.
Und was macht die Landesregierung?
Sie begrüßt den Bau neuer Kohlekraftwerke! Es ist wirklich unfassbar.
Aus dem Energiesektor kommen in Deutschland bisher rund 40 Prozent der
Treibhausgas-
Emissionen, Tnedenz: deutlich steigend.
Aber der großen Koalition im Kieler Landeshaus reicht das alles noch
nicht. Drei neue Kohlekraftwerke, und zwar welche der Superlative, sollen
in Kiel (eines) und Brunsbüttel (zwei) entstehen. Damit wird die Energiestruktur
des Landes für die nächsten 40 Jahre festgelegt. Statt sparsamer
dezentraler Kraftwärmekopplung, die den Brennstoff wesentlich besser
ausnutzt, großtechnische Verschwendung. Statt Wind und Sonne
Steinzeittechnologie. Vielleicht sollte mal jemand dem Ministerpräsidenten
eine topographische Landkarte stecken. Dann könnte er sehen, dass
seine Ururenkel den Hof auf Pellworm vergessen können, wenn Grönlands
Gletscher weiter so schmelzen, wie in den letzten Jahren.