Black Panthers
Am 2. Mai 1967 stürmten Bobby Seale und eine Handvoll schwarz gekleideter und bewaffneter Black-Panthers-Mitglieder das Capitol in Sacramento, den Sitz der kalifornischen Regierung. Einige Monate zuvor hatten er und Huey P. Newton in Oakland die „Black Panther Party for Self-Defense" ins Leben gerufen: Sie konfrontierten die für rassistische Übergriffe berüchtigte örtliche Polizei ganz legal mit Waffe und Gesetzbuch und forderten in einem Zehn-Punkte-Programm unter anderem Arbeitsplätze für Schwarze, bessere Unterkünfte in den Ghettos, afroamerikanischen Geschichtsunterricht an den Schulen und ein Ende der Polizeiwillkür. Als Reaktion wollte das kalifornische Parlament das Tragen von Schusswaffen für Zivilisten gesetzlich einschränken.
Auf den Stufen des Capitols erklärte der Parteivorsitzende Seale vor laufenden Kameras: „...Die Black Panther Party glaubt, dass es an der Zeit ist, dass sich die Schwarzen gegen den Polizei-Terror bewaffnen, bevor es zu spät ist... Ein Volk, das so lange so viel aus den Händen einer rassistischen Gesellschaft erlitten hat, muss irgendwo eine Grenze ziehen...“ Diese Worte wurden vom Fernsehen weltweit übertragen – und sollten den Aufstieg der Black Panther Party zu einer der schlagkräftigsten Bürgerrechtsorganisationen Amerikas markieren.
Seale wird 1936 in Dallas, Texas, geboren, zieht als Siebenjähriger mit den Eltern nach Kalifornien. Vier Jahre lang arbeitet er als Mechaniker für die US-Luftwaffe bevor er sich im Merritt College in Oakland für Design einschreibt. 1966 gründet er die Black Panther Party mit Huey P. Newton, 1967 erscheint die erste Ausgabe des „Black Panther“, im gleichen Jahr kam es zur Demonstration im kalifornischen Regierungsgebäude in Sacramento.
1969 wird Bobby Seale als einer der „Chicago Eight" wegen angeblicher Anstiftung zu gewaltsamen Unruhen verhaftet. Zwischen 1969 und 1971 wird Seale mehrfach wegen angeblicher Beihilfe zum Mord vor Gericht gestellt und jeweils freigesprochen. 1970 veröffentlicht er sein einflussreiches Buch „Seize the Time“.
Die Ermordung des schwarzen Bürgerrechtlers Malcolm X ließ die schwelenden Rassenunruhen in den USA 1965 eskalieren. Die ein Jahr später gegründete Black Panther Party for Self-Defense erstellte ein 10-Punkte-Programm:
1. Freiheit und Selbstbestimmung
2 gut bezahlte und menschenwürdige Arbeit
3. Ende der Ausbeutung der Schwarzen
4. Menschenwürdige Wohnungen
5. Reform des Bildungssystems
6. Freistellung vom Militärdienst
7. Ende der willkürlichen Polizeigewalt
8. Freilassung aller schwarzen Gefangenen wegen Benachteiligung
während der Verfahren
9. Faire Gerichtsprozesse vor schwarzen Geschworenen
und durch schwarze Ankläger
10.Volksentscheid unter der schwarzen Bevölkerung
über deren nationale Selbstbestimmung
Bald darauf zählte die Partei bereits mehrere hundert Mitglieder und brachte eine eigene Zeitschrift, The Black Panther, Black Community News Service, in einer Auflage von zunächst 5.000 Stück heraus. In späteren Jahren wurden wöchentlich bis zu 140.000 Exemplare gedruckt. Die BPP organisierte soziale Projekte, sorgte für Kinderbetreuung, initiierte Gesundheits-Checks, Rechtsberatungen und engagierte sich im Kampf gegen Drogen und Prostitution.
Die radikalen Thesen der Partei trugen im historischen Kontext nicht viel zur Rassen-Integration in den USA bei. Im Gegenteil: Die Fronten verhärteten sich. Der damalige FBI-Chef J. Edgar Hoover bezeichnete die Organisation als „die größte Gefahr für die innere Sicherheit der Vereinigten Staaten". Folglich wurden führende Black-Panther-Mitglieder im Zuge des COINTELPRO, Counter Intelligence Programms, der Bundesbehörde bespitzelt und drangsaliert, zum Teil auch unter falschem oder fingierten Verdacht verhaftet, manche sogar in verdeckten Operationen gezielt ermordet.
Die finanzielle Zermürbung durch die zahlreichen Gerichtsprozesse und der zähe, oft gewaltsame Krieg mit dem FBI sorgte für eine Zersplitterung der Organisation, die sich Anfang der Achtziger schließlich auflöste. 1981 musste das letzte Jugendprojekt der BPP in Oakland aus Geldmangel schließen. 1974 verließ Seale aufgrund innerparteilicher Differenzen die zerfallende BPP.
Was ist geblieben von den Black Panther? Durch sie hat die schwarze Bevölkerung Amerikas zu nie dagewesenem Selbstbewusstsein gefunden. Doch die Diskriminierung hält an. Vier Jahrzehnte nach Gründung der Bewegung scheint die Faszination für die Männer in Lederjacke und Baskenmütze ungebrochen. Die Black Riders Liberation Party sieht sich - wie viele andere Gruppierungen - als Nachfolgeorganisation der Panther. Doch es braucht mehr als paramilitärisches Auftreten und eine in die Höhe gereckte Faust, um die Welt zu verändern.